Das Universum dehnt sich aus - Die Onleihe

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1. Nov. 2010 ... ab sofort alle Kopien der Manuskripte für PERRY RHODAN und ATLAN ... Im Zyklus über das Konzil der Sieben hatte die Handlung erstmals ...
Biografie der größten Science Fiction-Serie der Welt von Michael Nagula Band 2 Das Universum dehnt sich aus (Goldenes Zeitalter 1975–1980) Mit Einführungen von Erich von Däniken, Andreas Eschbach, Hubert Haensel und Frank Borsch

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ASTRA übernommen. Der Leser konnte spüren, dass sich etwas verändert hatte. Zum ersten Mal seit Jahren vermittelte ein Jubiläumsband wieder eine Art Aufbruchstimmung … OFFIZIELLER FÜHRUNGSWECHSEL Es war schon eine Weile her, dass William Voltz die Exposéredaktion für die Handlung der Serie offiziell von K. H. Scheer übernommen hatte. Anfang 1974 hatte er mit dem Exposé für den Jubiläumsband 650 seinen ersten Meilenstein gesetzt, und ein Jahr später schien Cheflektor Kurt Bernhardt endgültig Klarschiff machen zu wollen. Der Pabel Verlag stand unter der neuen Leitung von Winfried Blach, als Bernhardt am 22. Januar 1975 in einem Rundschreiben an ihn und die Serienautoren verkündete, dass ab sofort alle Kopien der Manuskripte für PERRY RHODAN und ATLAN nicht mehr an Scheer, sondern an Voltz zu schicken seien. Er fügte hinzu, dass auch immer alle Exposés und Manuskripte zu lesen seien. »Nur wenn die Autoren beide Reihen laufend lesen, ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit für beide Serien gewährleistet.« Am 17. April schickte Bernhardt Voltz einen Verlagsvertrag in dreifacher Ausfertigung, der dessen neuen Status als verantwortlicher Exposéautor von PERRY RHODAN bestätigte und sich stark an den früheren Vertrag mit Scheer anlehnte. »Ich bin der Meinung, daß ich alle Ihre Interessen in den Vertrag aufgenommen habe«, schrieb Bernhardt, aber »ich habe ihn noch nicht unterschrieben. Wenn er in Ordnung ist, versehen Sie alle Exemplare bitte mit Ihrer Unterschrift und schicken Sie sie mir zurück.« Eine lange Entwicklung vom Ideenlieferanten der Sechzigerjahre über die redaktionelle Tätigkeit an allen Fronten hatte damit ihren verdienten Höhepunkt erreicht. Der Wechsel in der Exposéredaktion war jetzt schwarz auf weiß bestätigt. ABENTEUER AUF DREI EBENEN Im Zyklus über das Konzil der Sieben hatte die Handlung erstmals wieder einen engeren Zusammenhalt gehabt, auch wenn PERRY RHODAN 699 fast mit einem Cliffhanger endete. Die Abenteuer im Mahlstrom der Sterne und in der Provcon-Faust schienen gerade erst begonnen zu haben. Aber

dessen war sich der Exposéautor bewusst. »Mehr als jemals zuvor sind wir bei der Ausarbeitung der Handlungskonzeption auf Ihre Wünsche und Anregungen eingegangen«, schreibt William Voltz auf den Leserseiten von Band 700. »Ein Teil der Handlung spielt auf der Erde, wo eine Menschheit ohne Liebe mit besonderen Problemen zu kämpfen hat. Mit dieser neuen Thematik halten neue, bisher kaum angewandte Spannungseffekte ihren Einzug in PERRY RHODAN. Es geht um das Verhalten von Menschen auf einer Erde, auf der die Roboter menschlicher sind als die Ureinwohner dieses Planeten. Und es geht um das Schicksal einer kleinen Gruppe von Menschen unter der Führung von Roi Danton, die der Menschheit ohne Liebe helfen wollen.« Aber das war nur einer von mehreren Schwerpunkten. »Auch auf Weltraumabenteuer brauchen Sie nicht zu verzichten. Mit der SOL, dem gewaltigsten Schiff, das jemals von Menschenhand geschaffen wurde, ist Perry Rhodan aufgebrochen, um die Heimatgalaxis zu erreichen. Auf diesem Flug durch Raum und Zeit wird er in zahlreiche Abenteuer verstrickt und gerät in Konfrontation mit jener Macht, die hinter dem Konzil der Sieben steht.« Und es gab einen weiteren Schwerpunkt: »Um die Handlung noch abwechslungsreicher, farbiger und spannender zu gestalten, haben wir eine dritte Handlungsebene entwickelt. Dabei geht es um das Schicksal der Neuen Menschheit, die sich unter der Führung von Atlan in der Heimatgalaxis auf besondere Art mit den Problemen auseinanderzusetzen beginnt.« Der neue Zyklus sollte ständig zwischen diesen Handlungsebenen wechseln. MEDAILLON, PROVCON-FAUST UND BALAYNDAGAR Seit jenen schicksalhaften Tagen im Juli 3580, als Terra und Luna durch die Hilfe des Insektenvolkes der Ploohn in eine neue Umlaufbahn eingeschert waren, sind hundertzwanzig Jahre vergangen. So lange bestrahlt nun schon die Sonne Medaillon den Heimatplaneten der Menschheit – eine fremde Sonne, deren fünf- und sechsdimensionale Strahlungskomponenten auf Gene und Psyche der meisten Menschen einen entsetzlichen Einfluss ausüben. Die sogenannte Aphilie beraubt sie ihrer Gefühle.

Als man dies nach vierzig Jahren bemerkt, ist es zu spät. Perry Rhodan und seine Getreuen werden ihrer Ämter enthoben. Die von der Sonne Veränderten beginnen alle normal Gebliebenen zu verfolgen und eine Schreckensherrschaft zu errichten. Der Jubiläumsband 700 spielt achtzig Jahre danach. Der Anführer der Aphiliker ist Reginald Bull. Er hält die Macht auf Terra in Händen und hat Perry Rhodan mit dem Raumschiff SOL verbannt. In den nächsten fünf Romanen schildern H. G. Ewers, Clark Darlton, Hans Kneifel, Ernst Vlcek und William Voltz, wie einige Immune auf Terra, die sich zu der von Roi Danton geleiteten »Organisation Guter Nachbar« zusammengefunden haben, aus dem Untergrund heraus wichtige Missionen durchführen. Die besondere Vorliebe von Voltz für Roboter kommt dabei zum Tragen. Frei nach den Asimovschen Gesetzen erweisen sich gerade jene Roboter, deren Positronik nicht über ein Zellplasmateil verfügt, als »menschlich« und retten zahlreiche Leben. Mit PERRY RHODAN 706 wird auf die Dunkelwolke Provcon-Faust in der Milchstraße umgeblendet, wo es Lordadmiral Atlan im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gelungen ist, ein Staatengebilde aufzubauen, das sich Neues Einsteinsches Imperium oder NEI nennt. Dort hat ein Teil der ursprünglichen Menschheit eine sichere Zuflucht gefunden. Als das Gerücht die Runde macht, dass die Tage Leticrons, des Ersten Hetrans der Milchstraße, gezählt sind, lässt der Lordadmiral Erkundungen in die von den Laren beherrschten Gebiete der Menschheitsgalaxis durchführen. Auch der USOSpezialist und Aktivatorträger Ronald Tekener wird aktiv, der damit dauerhaft zu PERRY RHODAN überwechselt – inhaltlich gesehen 736 Jahre nach seinem letzten Auftritt, der in ATLAN 175 erfolgte, einem Roman, der erst drei Wochen vorher im Zeitschriftenhandel gelegen hatte! Mit Band 710 setzt die dritte Handlungsebene des Zyklus ein: Das Hantelraumschiff SOL mit Perry Rhodan und seinen Getreuen an Bord sucht seit 38 Jahren einen Weg zurück in die heimatliche Milchstraße. Endlich misst man sie an, und die SOL-Zelle 1 landet mit dem Mittelteil auf einem Planeten in der Kleingalaxis Balayndagar, um Vorräte an Bord zu nehmen. Nur: Ein Start ist nicht mehr möglich. Während die SOL-Zelle 2 allein in die Heimat aufbricht, stellt sich heraus, dass die

Kelosker, ein Konzilsvolk, das Bordgehirn SENECA auf ihre Seite gebracht haben. Sie sind für das Startversagen verantwortlich. Aber anscheinend sind die Handlungen der Kelosker von Angst geprägt. Sie bringen das Shetanmargt an Bord, ein technisches Großgerät, in dem ihre gesamte Wissenschaft, Kultur und Historie gespeichert ist – auch die für das Konzil entwickelten Strategien. Und als SENECA, von Gewissensbissen geplagt, die Kelosker endlich ausmanövrieren kann, ist es eigentlich schon zu spät, denn jetzt zeigt sich, dass ihre Angst alles andere als unbegründet war. Die Große Schwarze Null, das Black Hole im Zentrum Balayndagars, expandiert nämlich und verschlingt ganze Sonnensysteme. In PERRY RHODAN 717, einem Roman, der während der Apokalypse von Balayndagar spielt, beschreibt Voltz, wie Alaska Saedelaere und Icho Tolot den Rechenmeister der Kelosker, Dobrak, den Einzigen, der das Shetanmargt voll zu nutzen vermag, von einem Planeten abholen und dabei auf ein Raumschiff der Laren treffen, dessen Mannschaft die gleiche Absicht verfolgt. Aber der Rechenmeister folgt den Solanern – auf eine Art geschildert, die wundervoll seine fremde Denkungsart nahebringt. Die Apokalypse fordert ihren Tribut. Auch die SOL kommt gegen den vernichtenden Sog der Schwerkraft nicht an. Um überhaupt eine Überlebenschance zu haben, bleibt ihr nichts anderes übrig, als mitten in das Black Hole hineinzufliegen … Info zur Romanserie: Die Kelosker Ihre rund 3,30 Meter großen Körper wirken monströs und plump und sind von einer grau-gelben Lederhaut überzogen. An eine Schwerkraft von etwa einem Gravo gewöhnt, stehen sie auf kurzen, dicken Laufstummeln und bedienen sich bei der Fortbewegung zusätzlich zweier stummelartiger Gliedmaßen in der Körpermitte. Als Arme besitzen sie 1,80 Meter lange Tentakel, die in jeweils zwei Greiflappen enden und außerdem zur Stützung dienen. Auf zwei Meter breiten Schultern sitzen übergangslos die einen Meter breiten und einen halben Meter hohen Köpfe, aus denen sich vier kegelförmige Knochenwülste – die sogenannten Paranormhöcker – erheben; sie sind mit dem darunter liegenden Großhirn verbunden. Zwei rund vierzig Zentimeter lange Augen ziehen sich rechts und links um den

Kopf herum, ein drittes sitzt als Ellipse auf der Stirn, ein viertes unmittelbar darunter. Der vierzig Zentimeter breite Mund der Sauerstoffatmer ist mit farblosen Hautlappen verschließbar. Als Mitgliedsvolk des Hetos der Sieben sind sie in diesem Machtverbund die rechnerischen Planer und Strategen. Sie können fünf- und sechsdimensionale Zusammenhänge erkennen und definieren und dringen mathematisch sogar in die Bereiche der siebten Dimension vor. GEFÜHLSARMUT UND MUTIERTE KINDER Ausgerechnet zu Beginn des »Aphilie«-Zyklus, als bei PERRY RHODAN die Gefühlsarmut zum beherrschenden Thema der Handlung wurde, forderte der Verlag die Autoren zu verstärkter Mitarbeit auf. Nach dem Motto: Jetzt aber gefühlvoll. »Jeder PERRY RHODAN-Autor kann ab Nr. 707 Einzelexposés schreiben. Das Thema muß nur im Rahmen des Zyklus liegen«, heißt es in einem Rundschreiben vom 6. September 1974. »Es ist zweckmäßig, sich vorher telefonisch mit Herrn Voltz in Verbindung zu setzen, um das Thema festzulegen. Die Exposés werden entsprechend honoriert. Damit ist allen Autoren – was sie sich schon seit Jahren gewünscht haben – die Möglichkeit gegeben, aktiv an der Serie mitzuarbeiten.« Es dauerte eine Weile, bis die Autoren auf diese veränderten Umstände reagierten. Sie waren es gewohnt, den roten Faden der Handlung vorgegeben zu bekommen, und das Einbringen eigener Vorstellungen war eher eine Frage der Interpretation gewesen, nicht so sehr des Inhalts. Als Erster reagierte H. G. Ewers und baute in seinen Doppelband 714/715 sogleich zwei neue Handlungsträger ein: Ulturpf und Kjidder Emraddin, fünf Jahre alt, zwei mutierte Kinder der SOL – die eine kann als Dimensionsgängerin beliebige Existenzebenen aufsuchen, der andere als EPI-Indoktrinator kraft seines Geistes alle elektronischen, positronischen und inpotronischen Vorgänge beeinflussen. Die Zwillinge werden dem Bordgehirn der SOL allerdings so lästig, dass sie am Ende des Doppelbandes in eine Scheintodstarre versetzt werden, aus der sie nur SENECA wieder befreien kann – beziehungsweise der Exposéautor, wenn er sie neuerlich einsetzen wollte. Was er auch tat. In