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ebenso Cornelius Hennings für die professionelle Leitung der Qigong Kurse sowie Norbert ... für die Lehren und Techniken des Wudang Qigong. Ich bedanke  ...
Fachbereich Humanwissenschaften Diplomstudiengang Psychologie

Diplomarbeit

Die Wirkung von Wudang Qigong als Komplementärtherapie bei essentieller Hypertonie

vorgelegt von Carola Adam Osnabrück im Februar 2009

Erstgutachter und Betreuer: Prof. Dr. M. Bartram Zweitgutachter: Prof. Dr. J. Rogner

2

Diese Arbeit ist meinen Eltern Rosmarie und Rainer Adam gewidmet. Danke für Eure liebevolle Unterstützung.

3

Danksagung

Bei Herrn Prof. Dr. Bartram möchte ich mich herzlich für die unterstützende und methodisch versierte Betreuung meiner Diplomarbeit bedanken, ebenso Cornelius Hennings für die professionelle Leitung der Qigong Kurse sowie Norbert Giesen & dem Team des centrumed für die offene, kooperative Zusammenarbeit. Ich danke auch den vielen Helfern, die bei den Blutdruckmessungen mitgewirkt haben. Besonderer Dank geht an Shifu Dan Gong Xiong für die Lehren und Techniken des Wudang Qigong. Ich bedanke mich bei der Holger Schirrmacher Stiftung für die finanzielle Unterstützung. Mein Dank gilt außerdem Katha, Gudrun, Christina, Franziska, Jörg und Jens für die fachliche und vor allem emotionale Unterstützung.

I Inhaltsverzeichnis

0
 Einleitung ...................................................................................................................... IV
 1
 Blutdruck und Bluthochdruck..........................................................................................1
 1.1
 DER BLUTDRUCK .......................................................................................................1
 1.1.1
 Grundlagen ........................................................................................................1
 1.1.2
 Psychophysiologie der kurzfristigen arteriellen Druckregulation ....................1
 1.1.3
 Diagnostik ..........................................................................................................2
 1.2
 DEFINITION HYPERTONIE ...........................................................................................3
 1.3
 VERSCHIEDENE ARTEN DER HYPERTONIE ..................................................................5
 1.4
 EPIDEMIOLOGIE .........................................................................................................6
 1.5
 SYMPTOMATIK UND VERLAUF ...................................................................................7
 1.6
 ÄTIOLOGIE UND AUFRECHTERHALTUNG (CHRONIFIZIERUNG) ...................................8
 1.6.1
 Stresshypothese der essentiellen Hypertonie .....................................................9
 1.6.2
 Persönlichkeitsfaktoren....................................................................................13
 1.7
 THERAPIE .................................................................................................................16
 2
 Theorie des Qigong........................................................................................................17
 2.1
 QI .............................................................................................................................17
 2.1.1
 Verschiedene Arten des Qi...............................................................................19
 2.2
 GONG .......................................................................................................................20
 2.3
 QIGONG - BEGRIFFLICH EINORDNUNG ......................................................................20
 2.4
 GRUNDBEGRIFFE DER CHINESISCHEN MEDIZIN........................................................20
 2.4.1
 Yin und Yang ....................................................................................................21
 2.4.2
 Organ- Funktionskreise zang-fu & Leitbahnensystem jingluo ........................22
 2.4.3
 Krankheit und Gesundheit im Sinne der TCM .................................................24
 2.4.4
 Die Theorie der fünf Elemente (Wu Xing) .......................................................24
 2.4.5
 Pathogene Faktoren.........................................................................................26
 2.4.6
 Entsprechungslehre..........................................................................................27
 2.4.7
 Diagnostik & Therapie ....................................................................................27
 2.4.8
 Kritik an der TCM im historischen Kontext.....................................................28
 2.5
 GESCHICHTLICHE EINORDNUNG DES QIGONG ..........................................................29
 2.5.1
 Ältere Geschichte .............................................................................................29
 2.5.2
 Jüngere Geschichte ..........................................................................................31
 2.5.3
 Qigong Heute ...................................................................................................31
 2.5.4
 Qigong im Westen ............................................................................................32
 2.6
 ABGRENZUNG VERSCHIEDENER QIGONG-RICHTUNGEN ...........................................32
 2.6.1
 Form.................................................................................................................32
 2.6.2
 Verwendung /Absicht .......................................................................................33
 2.6.3
 Herkunft/Schulen..............................................................................................33
 2.6.4
 Wudang Qigong - Eine Einordnung ................................................................34
 2.7
 ELEMENTE DES QIGONG ...........................................................................................34
 2.7.1
 Körperhaltung und Bewegung .........................................................................35
 2.7.2
 Atem .................................................................................................................35
 2.7.3
 Geistige Aktivität und Vorstellungskraft (Yi) ...................................................36
 2.8
 ALLGEMEINE ÜBUNGSPRINZIPIEN ............................................................................36
 2.8.1
 Entspannung, Ruhe, Natürlichkeit ...................................................................37
 2.8.2
 Vorstellungskraft und Qi folgen einander........................................................37
 2.8.3
 Bewegung und Ruhe gehören zusammen .........................................................37


II 2.8.4
 Oben leicht – unten fest....................................................................................38
 2.8.5
 Das richtige Maß .............................................................................................38
 2.8.6
 Schritt für Schritt üben.....................................................................................38
 2.9
 PHÄNOMENOLOGIE ..................................................................................................38
 2.10
 THERAPEUTISCHE EINSETZBARKEIT.......................................................................39
 2.11
 NEBENWIRKUNGEN UND GEGENANZEIGEN: QIGONG-ABWEICHUNGEN..................39
 3
 Qigong und Hypertonie..................................................................................................42
 3.1
 ÄTIOLOGIE AUS SICHT DER TCM.............................................................................42
 3.2
 WIRKUNGSWEISE VON QIGONG AUF BLUTDRUCK IM SIN NE DER TCM.....................................................................................................................43
 3.3
 ASPEKTE DER WIRKUNGSWEISE VON QIGONG AUS WESTLICHER SICHT – STAND DER AKTUELLEN FORSCHUNG ..................................................................................................44
 3.3.1
 Qigong als Entspannungsverfahren / Stressabbau ..........................................45
 3.3.2
 Qigong und Atmung .........................................................................................46
 3.3.3
 Qigong als Imagination, Lenken der Vorstellungskraft...................................49
 3.3.4
 Qigong als gymnastische Übungen /Bewegungstherapie ................................50
 3.3.5
 Psychologische Dimension des Qigong – Die Entwicklung von gesundheitsrelevanten Kompetenzen ...........................................................................52
 3.4
 BEFUNDE ZUR WIRKSAMKEIT VON QIGONG BEI HYPERTONIE ..................................57
 3.4.1
 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse.................................................58
 4
 Zusammenfassung des theoretischen Hintergrundes und Ableitung der Fragestellung 59
 5
 Methoden .......................................................................................................................61
 5.1
 HYPOTHESEN ...........................................................................................................61
 5.1.1
 Blutdruck..........................................................................................................61
 5.1.2
 Befindlichkeit ...................................................................................................61
 5.1.3
 Gesundheitsrelevante Kompetenzen ................................................................62
 5.2
 VARIABLEN UND UNTERSUCHUNGSDESIGN .............................................................62
 5.3
 INSTRUMENTE UND METHODEN ...............................................................................62
 5.3.1
 Blutdruckmessung ............................................................................................63
 5.3.2
 SGQ – Salutogenese im Qigong.......................................................................63
 5.3.3
 Übungsdauer & -Häufigkeit ............................................................................65
 5.3.4
 Befindlichkeit ...................................................................................................65
 5.3.5
 Soziodemographische Fragebögen/Kursevaluation ........................................66
 5.4
 DURCHFÜHRUNG DER UNTERSUCHUNG ...................................................................67
 5.4.1
 Rekrutierung der Teilnehmer ...........................................................................67
 5.4.2
 Vortreffen .........................................................................................................67
 5.4.3
 Kursleitung.......................................................................................................68
 5.4.4
 Qigong-Kurs ....................................................................................................68
 5.4.5
 Abschluss..........................................................................................................70
 5.5
 STICHPROBE .............................................................................................................70
 6
 Statistische Auswertung und Ergebnisse .......................................................................72
 6.1.1
 6.1.2
 6.1.3
 6.1.4
 6.1.5
 6.1.6


Blutdruck..........................................................................................................72
 Übungsdauer....................................................................................................76
 Befindlichkeit ...................................................................................................77
 Gesundheitsrelevante Kompetenzen ................................................................78
 Kursevaluation .................................................................................................80
 Explorative Fragestellung: Wer profitiert von der Qigong-Übung?...............80


7
 Diskussion......................................................................................................................84


III 7.1
 VERÄNDERUNG DES BLUTDRUCKS ...........................................................................84
 7.2
 VERÄNDERUNG IN GESUNDHEITSRELEVANTEN KOMPETENZEN ...............................89
 7.3
 VERÄNDERUNG DER BEFINDLICHKEIT .....................................................................90
 7.4
 BEWERTUNG DER INTERVENTION DURCH DIE TEILNEHMER .....................................91
 7.5
 EXPLORATIVE FRAGESTELLUNG: WER PROFITIERT VON DER QIGONG-ÜBUNG? ......93
 7.6
 DISKUSSION DER METHODIK ....................................................................................94
 7.6.1
 Studiendesign ...................................................................................................94
 7.6.2
 Intervention ......................................................................................................96
 7.6.3
 Fragebögen ......................................................................................................97
 7.7
 ABSCHLIEßENDE BEWERTUNG .................................................................................98
 8
 Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................................99
 9
 Abkürzungsverzeichnis................................................................................................101
 10
 Literaturverzeichnis ...................................................................................................102
 11
 Abbildungsverzeichnis...............................................................................................114
 12
 Tabellenverzeichnis ...................................................................................................115
 13
 Anhang .......................................................................................................................116
 13.1
 EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNGEN VORAB .............................................................116
 13.1.1
 Bestätigung vom behandelnden Arzt............................................................116
 13.1.2
 Einverständniserklärung der Teilnehmer ....................................................117
 13.2
 FRAGEBOGEN T0 (VORABMESSUNG)....................................................................118
 13.3
 TAGEBUCH ...........................................................................................................119
 13.4
 ABSCHLUSSERHEBUNG T8 (POST) ........................................................................120
 13.4.1
 Abschlussfragebogen ...................................................................................120
 13.4.2
 SGQ- Salutogenese durch Qigong ...............................................................122
 13.4.3
 Evaluation ....................................................................................................123
 13.5
 DIE 5 ÜBUNGEN DES WUDANG QIGONG: ANLEITUNG..........................................124
 13.5.1
 Die Grund-Position......................................................................................124
 13.5.2
 Das Einsammeln ..........................................................................................124
 13.5.3
 Erste Übung: Ableitung verbrauchter Energie............................................124
 13.5.4
 Zweite Übung: Stehen wie ein Baum ...........................................................125
 13.5.5
 Dritte Übung: Verbindung mit der Natur ....................................................126
 13.5.6
 Atemmeditation ............................................................................................127
 13.5.7
 Ausgleich von Yin und Yang ........................................................................128


IV

0 Einleitung Wie epidemiologische Studien in Deutschland gezeigt haben, stellt Hypertonie den wichtigsten Risikofaktor für Schlaganfall und einen der Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt dar. Dabei ist die Beziehung zwischen Blutdruckhöhe und Erkrankungen des kardiovaskulären Systems log-linear, was bedeutet, dass je höher der Blutdruckwert ist, das Risiko exponentiell ansteigt (Prugger et al. 2006). Damit ist erhöhter Blutdruck der weltweit wichtigste Risikofaktor vermeidbarer Todesfälle (ebd.). Die Senkung des Blutdrucks ist damit von großer Bedeutung. Von ärztlicher Seite wird empfohlen, neben der medikamentösen Behandlung die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu ändern und Stress abzubauen (Wolff & Weihrauch, 2006). Innerhalb dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob die chinesische Heilmethode des Wudang Qigong eine Unterstützung der Blutdrucksenkung bieten kann. Da es sich um eine Kurzzeit-Studie handelt, bei der die Blutdruckveränderungen erwartungsgemäß limitiert sind, werden zudem psychologische Variablen erhoben, die mit der Ätiologie der Hypertonie in Zusammenhang gebracht werden, so dass auch auf dieser Ebene mögliche Veränderungen bestimmt und in Beziehung gesetzt werden können. Der erste Abschnitt (Kap. 1) gibt einen Überblick über die Bluthochdruck-Erkrankung, wobei besonderes Gewicht auf die psychologischen Aspekte der Entstehung und Aufrechterhaltung der Hypertonie gelegt wird. Im folgenden Kapitel (2) soll zunächst ein Einblick in die Hintergründe des Qigong und damit auch in die Chinesische Medizin gegeben werden. Das Konzept des Qigong nimmt innerhalb der vorliegenden Arbeit relativ viel Raum ein, um den Leser mit der recht unbekannten Methode vertraut zu machen. Die Wirkungsweise von Qigong auf den Blutdruck wird in Kapitel 3 von verschiedener Seite beleuchtet: zunächst aus Sicht der Chinesischen Medizin, abschließend aus westlichmedizinischer Sicht, um die Vorgänge nachvollziehbar und somit auch überprüfbar zu machen. Zu diesem Zweck wird die Methode des Wudang Qigong mit anderen Techniken verglichen, welche auf den Blutdruck wirken. Zum Abschluss des theoretischen Teils der vorliegenden Arbeit wird in Abschnitt 3.4 der Stand der aktuellen Forschung dargelegt und die Fragestellung sowie die Hypothesen abgeleitet (Kapitel 4).

V Im empirischen Teil (Kapitel 5) wird die durchgeführte Untersuchung vorgestellt. Über eine Zeitraum von sieben Wochen praktizierten 29 Personen mit essentieller Hypertonie kontinuierlich Wudang Qigong. Erhoben wurden dabei Veränderungen im Blutdruck, Befindlichkeit, tägliche Übungsdauer sowie die wahrgenommene Veränderung in Körperbewusstsein, Emotionsregulation, Gelassenheit und Regenerationskompetenz (SGQ). In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der statistischen Auswertung präsentiert und anschließend diskutiert (Kapitel 7). Es folgt die Zusammenfassung und ein Ausblick in Kapitel 8. Die verwendeten Fragebögen sowie die Anleitung zur Wudang Qigong Übung werden im Anhang aufgeführt.

1

1 1.1

Blutdruck und Bluthochdruck Der Blutdruck

1.1.1 Grundlagen Um die Versorgung des Körpergewebes mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu gewährleisten, verfügt der Körper über ein Netz von Gefäßen, bestehend aus Arterien und Venen sowie dem Transportmittel Blut. Angetrieben ist dieser Kreislauf vom Herzen, welches das Blut in das Gefäßsystem pumpt. Je nachdem, wie hoch der Energiebedarf des Systems ist, verändern sich die Druckverhältnisse. Dabei wird die Höhe des Blutdrucks von zwei Variablen bestimmt: vom peripheren Gefäßwiderstand und Herzzeitvolumen. Das Herzzeitvolumen definiert sich durch die Pumpleistung des Herzens, beschreibt also jene Blutmenge, welche pro Herzschlag in das Gefäßsystem abgegeben wird. In der Regel variiert diese Menge zwischen 60-90 ml. Der Blutdruck errechnet sich wie folgt: Blutdruck= Herzzeitvolumen x Gefäßwiderstand (Vaitl, 2001). Bei der Messung des Blutdruckes erhält man immer zwei Werte. Der systolische Wert (griechisch (συστολή) systole: Die Kontraktion) beschreibt das Druckmaximum, somit die Druckleistung des Herzens. Er wird bei Anspannung des Herzmuskels gemessen und ist der Blutdruck im Gefäßsystem bei Auswurf des Blutes. Der diastolische Wert (griechisch (διαστολή) diastole: Die Ausdehnung) ist der niedrigstmögliche Wert und wird gemessen, wenn sich die Herzkammern mit Blut füllen. Er gibt die Restspannung im Gefäßsystem an und ist klinisch bedeutsamer, da er Aussagen über die allgemeine Elastizität des arteriellen Strombettes zulässt und weniger situationsabhängig ist (Vaitl, 2001). Blutdruckwerte werden in der Maßeinheit mmHg für „Millimeter Quecksilbersäule“ angegeben, also ein Maß, welches nicht den üblichen physikalischen Maßeinheiten entspricht (ebd.). 1.1.2 Psychophysiologie der kurzfristigen arteriellen Druckregulation Der zu einem bestimmten Zeitpunkt gegebene Blutdruckwert ist das Ergebnis einer komplexen neural- humoralen Einflussnahme und homöostatischer Wechselwirkungen (Templer, 1993; Vögele, 2008). Gesteuert werden die oben genannten Determinanten von vegetativen Zentren in der Medulla oblongata und dem Hypothalamus als höchstem

2 Integrationszentrum (Kandel, 1996). Der Hypothalamus nimmt über die Steuerung der Hypophyse Einfluss auf die Prozesse des autonomen Nervensystems. Der aktivierte Parasympathikus reduziert über den N. vagus die Herzrate, der Sympathikus bewirkt v.a. über adrenerge und noradrenerge Signalübertragung die Erhöhung von Herzschlagfrequenz und peripherem Widerstand. Um diese Funktionen zu regulieren gibt es verschiedene homöostatische Rückkopplungsmechanismen wie z.B. den Baroreflex (vgl. Kap. 1.6.1.1). Über die spezialisierten Barorezeptoren in den Halsschlagadern (A. carotis) und dem Aortenbogen wird dabei der Blutdruck zunächst gemessen und der Status an die Formatio reticularis im Hirnstamm weitergeleitet. Über negative Feedbackschleifen werden daraufhin im Falle eines erhöhten Blutdrucks Impulse zur Blutdrucksenkung weitergegeben (Templer, 1993; Rau & Elbert, 2001). Der Hypothalamus als oberstes Steuerzentrum des autonomen Nervensystems ist u.a. mit kortikalen Bereichen und dem limbischen System vernetzt, welches mit emotionalen Prozessen in Verbindung steht. Über diesen Zusammenhang lässt sich auch der emotionale Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System erklären (ebd.). 1.1.3 Diagnostik Es gibt zwei Methoden, mit denen der Blutdruck gemessen werden kann: eine direkte (invasive) und eine indirekte (nicht-invasive). Direkt wird der Blutdruck gemessen, indem ein Druckaufnehmer in eine punktierte Arterie eingeführt wird. Diese Methode ist in der ambulanten Anwendung weitgehend obsolet und wird vor allem zur Überwachung bei Operationen eingesetzt (vgl. Vaitl, 2001). Die indirekte, unblutige Messung wird unterteilt in manuelle und automatische Methoden. Die manuelle, nach ihrem Erfinder auch als Riva-Rocci (RR) Methode bezeichnet, wird klassischerweise mit einem sogenannten Sphygmomanometer durchgeführt, einer Manschette, welche mit einem Manometer verbunden ist. Die Manschette wird ca. 2-3 cm oberhalb der Armbeuge an der A. brachialis um den Oberarm gelegt. Durch Aufpumpen wird ein Blutstau erzeugt, lässt man den Druck ab, treten zunächst Strömungsgeräusche (auch Korotkow-Geräusche) auf, welche die Systole kennzeichnen. Sind diese Strömungsgeräusche

nach

weiterer

Druckverringerung

verschwunden,

zeigt

der

entsprechende Wert auf dem Manometer die Diastole an (Klepzig & Klepzig, 1988). Für den ambulanten Bereich wird die oszillometrische Blutdruckmessung durch automatische Messinstrumente populärer. Diese erkennen die durch Pulswellen erzeugten

3 Oszillationen (Druckwellen). Handgelenks- und Fingermessgeräte werden aufgrund von ungenauen Messwerten nicht empfohlen, Oberarmmessgeräte sind dagegen so reliabel wie die RR-Methode (Pickering, 2005). Für klinische Belange liefern die nicht-invasiven Methoden der Blutdruckmessung hinreichend genaue Werte und sind völlig risikofrei (Klepzig & Klepzig, 1988). Trotz annähernd genauer Blutdruckmessung ist der Blutdruck ein instabiler Wert, der vielen Schwankungen unterliegt. So variiert der Wert je nach Tages- und Jahreszeit, ist beeinflusst durch Faktoren wie Stress oder auch lediglich die Tatsache, dass der Blutdruck von einer fremden Person gemessen wird (vgl. 1.3: Weißkittelhypertonie). Weitere Faktoren, die zur Ungenauigkeit v.a. bei der manuellen Methode beitragen, sind Beobachterfehler

(vgl.

Dawes

et

al.

2008)

wie

z.B.

Zahlenpräferenz

(Aufrunden/Abrunden) sowie die Abneigung, Werte aufzunehmen, die eine weitere Intervention erfordern würden (z.B. 88 mmHg anstatt 90 mmHg für den diastolischen Blutdruck). Oftmals sind Sphygmomanometer, die längere Zeit in Gebrauch sind, nicht korrekt geeicht und daher unzuverlässig (ebd.). Empfohlen wird daher die Verwendung von neueren geeichten elektronischen Messinstrumenten. Darüber hinaus wird der Vergleich von klinisch erhobenen und selbst gemessenen Werten empfohlen, um die Reliabilität der Blutdruckwerte zu sichern (vgl. Dawes et al. 2008), da der ambulant gemessene Blutdruck einen besseren Prädiktor für karidovaskuläre Mortalität darstellt (ebd.). Zu den standardisierten Bedingungen der Blutdruckmessung vgl. Klepzig & Klepzig (1988, Kap. 3.3). 1.2

Definition Hypertonie

Hypertonie ist die chronische Erhöhung der Blutdruckwerte (Vaitl, 2001). Nach der WHO (1999) liegt Hypertonie dann vor, [...]wenn bei mehrfachen Messungen (mind. 3) über einen längeren Zeitraum hin (mind. bei 2 versch. Gelegenheiten) unabhängig vom Alter, die systolischen Blutdruckwerte 140mmHg und/oder die diastolischen Werte 90mmHg überschreiten. (zit. n. Vaitl, 2001, S.5) Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Einteilung der Blutdruckwerte und deren Klassifizierung in verschiedene Stufen der Hypertonie.

4 Tabelle 1:Stufen der Hypertonie* Blutdruck (in mmHg) diastolisch Normotonie • optimal • normal • leicht erhöht (hochnormal) Hypertonie Schweregrad I • Grenzwerthypertonie • milde Hypertonie

Blutdruck (in mmHg) systolisch

< 80 < 85 85-89

und und und/oder

=180

140

Sonderformen • Isolierte Hypertonie

systolische

*modifiziert nach der Deutschen Hochdruck-Liga Stand 2007 (Pott, 2007, S. 106), entspricht der Einteilung der WHO 1999 (Wolff & Weihrauch, 2006, S. 423) In den vergangenen 50 Jahren sind die Grenzwerte, oberhalb derer von einer Hypertonie gesprochen wird, immer niedriger angesetzt worden. Es gibt offensichtlich keine klare Trennung zwischen normalem und hohem Blutdruck, d.h. es kommt nicht ab einer bestimmten Blutdruckhöhe zu einem schlagartigen Anstieg des Morbiditäts- /Mortalitätsrisikos. (Vaitl, 2001, S.6) Die WHO legt die Grenzwerte entsprechend neuester Erkenntnisse aus prospektiven Studien immer wieder neu fest (Vaitl, 2001), trotz allem ist dies eine willkürliche Übereinkunft. Daher wird Hypertonie immer weniger als ein Blutdruck oberhalb einer gesetzten Grenze verstanden, sondern vielmehr als ein kontinuierlich ansteigender Risikofaktor (Prugger et al., 2006). Dennoch hat sich zur Vereinfachung die Verwendung von Grenzwerten in der klinischen Praxis bewährt (ebd.). Die „Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes“ berücksichtigt bei der Festlegung der oberen Normwerte auch das Lebensalter. Für den systolischen Blutdruck bis zum 64. Lebensjahr liegt der obere Grenzwert bei 140 mmHg, ab dem 65. Lebensjahr bei 160mmHg. Für den diastolischen Wert gilt, unabhängig vom Lebensalter, als Grenzwert stets 90 mmHg (Vaitl, 2001).

5 Zur

Klassifikation

werden

neben

der

Blutdruckhöhe

auch

das

Ausmaß

der

Organschädigungen sowie die Ätiologie hinzugezogen. Es werden drei Stadien der Hypertonie unterschieden. Im ersten Stadium liegen keine objektivierbaren organischen Veränderungen vor, in den folgenden beiden Stadien liegen zunächst Endorganschäden wie linksventrikuläre Hypertrophie, dann manifeste kardiovaskuläre Folgeschäden wie Linksherzversagen, Hirnblutungen oder Apoplex vor (WHO, 1999, zit. n. Vaitl, 2001; weitere Ausführung in Pott, 2007). 1.3

Verschiedene Arten der Hypertonie

Aus ätiologischer Perspektive werden primäre und sekundäre Hypertonie unterschieden. Sekundäre Hypertonie, welche lediglich in 5 bis höchstens 15% der Fälle auftritt (Vaitl, 2001;

Templer,

1993),

Grunderkrankungen

wie

ist

die

Folge

anderer

nachweisbarer

Nebennierenrinden-Erkrankungen

mit

organischer

Störungen

des

Hormonhaushaltes, Nierenleiden (Renale Hypertonie) oder z.B. der angeborenen Verengung

der

Aorta.

Zu

dieser

Kategorie

zählen

keine

vorübergehenden

Blutdrucksteigerungen durch Schwangerschaft, Medikation oder akute Erkrankungen. Primäre Hypertonie ist eine Ausschlussdiagnose, daher gilt es immer, zunächst das Vorliegen einer sekundären Hypertonie zu überprüfen (Vaitl, 2001). Eine primäre oder auch essentielle Hypertonie liegt in 95% der Fälle vor und hat keine organische Ursache (Prugger, 2006; Vaitl, 2001; Pott, 2007). Zu dieser Kategorie zählen verschiedene Formen: •

Die stabile Hypertonie oder auch Dauerhypertonie



Die labile Hypertonie und belastungsabhängige Hypertonie, welche lediglich zeitweise und bei körperlich/psychischer Belastung auftritt. Klingen die Belastungen wieder ab, normalisieren sich auch die Blutdruckwerte (Vaitl, 2001). Häufig beginnt eine stabile Hypertonie mit der labilen/ grenzwertigen Erhöhung, nicht behandelt schreitet die Erkrankung progredient fort (Vaitl, 2001).



Die

isolierte

klinische

Hypertonie

(auch

Sprechstundenhypertonie,

Weißkittelhypertonie von engl. White Coat Hypertension), bei der die Blutdruckwerte lediglich erhöht sind, wenn sie in der Klinik oder einem anderen medizinischen Kontext von Arzt oder Hilfspersonal gemessen werden (vgl. Dawes, 2008; Vaitl, 2001). Dieses Phänomen wird als Vorstufe einer essentiellen Hypertonie angesehen, da die Voraussetzung der kardiovaskulären Reaktivität gegeben ist (Khan et al. 2007; von Leupoldt & Ritz, 2008; vgl. Kap. 1.6.1.2). Laut

6 einer Untersuchung von Pickering (1988) liegt eine Sprechstundenhypertonie bei 21% der unbehandelten Grenzwerthypertonien vor. Eine White Coat Hypertension kann identifiziert werden, indem der Mittelwert der täglichen ambulanten Messungen (Eigenmessungen) mit der klinischen Messung verglichen wird (Khan et al. 2007). Die Blutdruckwerte weichen in diesem Fall im Mittel um 27/14 mmHg ab (Mancia et al., 1987). •

Die maskierte Hypertonie, auch Praxisnormotonie, wird als erhöhter ambulanter Blutdruck bei normalen Blutdruckwerten im klinischen- oder Praxissetting definiert (Lurbe et al., 2005). Somit wird der Blutdruck systematisch unterschätzt. Man bezeichnet diese Form des Bluthochdrucks als negativen „white coat effect“ (Pickering, 2005).

1.4

Epidemiologie

Was die Prävalenz von Hypertonie betrifft, findet man verschiedene Angaben. Laut Philipp (2006) liegt sie in den westlichen Industrienationen bei 20%. Die Zahl der unentdeckten und unzureichend oder nicht behandelten Hypertoniker bewegt sich in ähnlich hohem Prozentsatz (ebd.). Ergebnisse des Bundesgesundheitssurveys (BGS) des Robert-KochInstituts von 1998 zeigen, dass in diesem Jahr lediglich 47% der Männer und 56% der Frauen als Normoton eingestuft wurden. In der neueren Untersuchung von Prugger et al. (2006) wird von 55% Hypertonikern berichtet, einem Prozentsatz, der doppelt so hoch ist wie in Nordamerika. Unter Umständen variieren die Werte je nachdem, wie die Grenzwerte festgelegt werden. Systolische Blutdruckmittelwerte steigen mit zunehmendem Alter an, so z.B. bei Männern von 135 mmHg (40-49 Jahre) auf 153 mmHg (70-79 Jahre) (BGS, 1998; vgl. 1.6.). Laut der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (Hoffmeister et al. 1996) hat ab dem 50. Lebensjahr jeder 4. Mann und fast jede 3. Frau einen Blutdruck von 160/95mmHg oder mehr. Bei diastolischen Blutdruckwerten zwischen 90-95 mmHg leiden in dieser Altersgruppe 55% der Männer und 60% der Frauen an Bluthochdruck. Laut der Münchner Bluthochdruckstudie MONICA (Keil et al., 1985) treten Hypertonien häufiger in unteren sozialen Schichten auf und korrelieren negativ mit der Ausbildungsdauer in Jahren. Amerikanische und britische Studien bestätigen diesen Zusammenhang (Vaitl, 2001).

7 1.5

Symptomatik und Verlauf

Primäre Hypertonie setzt meistens zwischen dem 3. und 6. Lebensjahrzehnt ein, seltener in früher Jugend (Philipp, 2006). Zu Beginn ist ein erhöhtes Herzzeitvolumen festzustellen, später erhöht sich auch der periphere Widerstand (Templer, 1993). In der Regel verursacht erhöhter Blutdruck keine spezifischen Beschwerden und kann völlig symptomfrei verlaufen. Anzeichen können Schwindelgefühl, Kopfschmerz, allgemeine Unruhe, Gefühl von Hitze sowie ein schnell errötendes Gesicht auch bei geringer Anstrengung sein. Diese Merkmale können jedoch auch bei normalem Blutdruck auftreten. Da der menschliche Organismus über keine speziellen Blutdruck-Sensoren verfügt, die dem Bewusstsein zugänglich sind, kann Hypertonie lediglich über die Messung erkannt werden (Vaitl, 2001). Die Folgen eines chronisch erhöhten Blutdruckes für das Herz-Kreislauf-System können gravierend sein. Herz, Gefäße und Nieren werden direkt geschädigt und das Auftreten von Apoplex und Herzinfarkt gefördert. Je länger eine Hypertonie unbehandelt bleibt und je stärker sie ausgeprägt ist, umso größer ist das Risiko für Folgeerkrankungen (ebd.). Wie sich in prospektiven Studien zeigte, steigt das Risiko einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) kontinuierlich an, je höher der Blutdruckwert ist (Kannel, 1977, zit. n. Langosch, 1989). Schon bei Normotonie ist ein klarer Zusammenhang zwischen Blutdruckhöhe und Mortalität nachweisbar (Vaitl, 2001). Es kann somit von einem kausal wirkenden Risikofaktor für KHK ausgegangen werden (Langosch, 1989). In einer Langzeitstudie des HDFP (Hypertension Detection and Followup Program, 1979) konnte durch die mittlere Senkung des Diastolischen Blutdruckes die KHK-Mortalität um 20% gesenkt werden. Tabelle 2: Anteil der zehn Hauptrisikofaktoren an der Gesamtmortalität in Deutschland 2002 (Quelle: WHO, 2005) Risikofaktor 1. Bluthochdruck 2. Tabak 3. Hohes Cholesterin 4. Hoher BMI 5. Körperliche Inaktivität 6. Geringer Verzehr v..Obst & Gemüse 7. Ungeschützter Geschlechtsverkehr 8. Luftverschmutzung 9. Feinstaubbelastung 10. Illegale Drogen

Anteil (%) 25,9 18,3 15,1 9,9 5,9 4,1 0,7 0,6 0,4 0,4

8 Die weltweite Global Burden of Disease Study (GBDS) in Kooperation mit der WHO aus dem Jahre 2001 macht Hypertonie für 13% der Todesfälle weltweit verantwortlich (Ezzati et al., 2002). Laut der epidemiologischen Studie von Prugger et al. (2006) war Bluthochdruck die Ursache von 26% der Todesfälle im Jahr 2002. Ähnliche Ergebnisse zeigt in Tabelle 2 . 1.6

Ätiologie und Aufrechterhaltung (Chronifizierung)

Die genauen pathogenen Mechanismen der essentiellen Hypertonie sind weitgehend unbekannt (Templer, 1993). Es sind jedoch mehrere Faktoren offenbar, die einen Einfluss auf die Entstehung eines Hypertonus haben. Ätiologisch kann Blutdhochdruck somit als multifaktoriell bedingte Störung der Blutdruckregulation verstanden werden (Hodapp & Weyer, 1982). Die Risikofaktoren, welche eine Hypertonie begünstigen, werden in genetische, konsumatorische und biophysische sowie Belastungs- und Persönlichkeitsfaktoren unterteilt. Innerhalb dieser Arbeit sind vor allem die letzten beiden Aspekte relevant, weshalb auf sie besonderes Augenmerk gelegt werden soll. Die weiteren Faktoren werden nur kurz umrissen, weiterführende Literatur ist z.B. zu finden in Templer (1993) und Vaitl (2001). Zu den unvermeidbaren Risikofaktoren für Bluthochdruck zählt die familiäre Belastung. In 60% der Fälle ist die Störung genetisch mitbedingt, somit stellt dieser Aspekt die wichtigste prädiktive Einzelvariable dar (Templer, 1993). Auch Alter und Geschlecht stehen mit dem Blutdruck im Zusammenhang. So steigt v.a. der systolische Blutdruck mit zunehmendem Alter an (vgl. 1.5). Bei Männern sind die Blutdruckwerte im Vergleich zu Frauen im Schnitt höher, die Werte der Frauen gleichen sich nach Eintreten der Menopause an (Vaitl, 2001). Im Gegensatz zu den oben genannten Aspekten sind vermeidbare Risikofaktoren bekannt, die sich begünstigend auf die Entstehung einer Hypertonie auswirken. Am besten untersucht sind hier ernährungsbedingte Aspekte wie Übergewicht und Salzkonsum sowie Alkohol- und Kaffeekonsum (ebd.). Das Gewicht allein klärt dabei 9% der Varianz auf (Pfalz, zit. n. Vaitl, 2001). Weitere Risikofaktoren sind das Rauchen von Zigaretten und die Einnahme oraler Kontrazeptiva. Es besteht darüber hinaus eine inverse Beziehung zwischen Blutdruck und körperlicher Aktivität, unabhängig vom Grad der Fettleibigkeit (Vaitl, 2001). Diese Risikofaktoren werden inzwischen auch in den Richtlinien zur primären Prävention essentieller Hypertonie berücksichtigt (Krousel-Wood et al., 2004).

9 Trotz erwiesener Zusammenhänge der genannten Variablen mit dem Blutdruck kann der größte Teil interindividueller Varianz der Blutdruckwerte durch sie nicht erklärt werden (Templer, 1993). Somit stellt sich die Frage, wodurch der übrige Varianzanteil aufgeklärt werden kann. Die Annahme, dass psychologische Faktoren zur Entwicklung einer Hypertonie beitragen hat in den Gesundheitswissenschaften eine lange Tradition (Vögele, 2008). Zwei psychologische Ansätze sollen im Folgenden zur Klärung dieser Problematik ausgeführt werde:

Die

Stress-

bzw.

Belastungshypothese

sowie

Hypothesen

zu

Persönlichkeitsfaktoren. 1.6.1 Stresshypothese der essentiellen Hypertonie Laut der Stresshypothese wird die primäre, essentielle Hypertonie als eine Erkrankung aufgefasst, bei deren Entstehung psychosoziale Beanspruchung bzw. Stress eine Rolle spielt (Hodapp & Weyer, 1983). Stress wird hier im Sinne Lazarus’ als eine komplexe Wechselwirkung zwischen den Anforderungen einer gegebenen Situation und deren Bewertung durch die Person verstanden. Stress ist eine bestimmte Beziehung zwischen einer Person und ihrer Umwelt, die von der Person als ihre Ressourcen beanspruchend oder übersteigend und ihr Wohlbefinden gefährdend eingeschätzt wird.(Lazarus, 1990, S. 78) Dieser Erklärungsansatz bezieht vor allem Prozesse des autonomen Nervensystems (ANS) ein. Eine als bedrohlich eingeschätzte Situation führt zu einer Stressantwort auf körperlicher Ebene, die auch als fight or flight (Kampf oder Flucht)-Reaktion beschrieben ist, den Körper also auf Leistungssituationen vorbereitet und mehr Energie bereitstellt (Hodapp & Weyer, 1982). In diesem Zuge werden vermehrt Katecholamine, sog. „Stresshormone“ ausgeschüttet. Vermittelt wird diese Reaktion durch den Hypothalamus, der kortikale und aus dem limbischen System stammende Informationen umsetzt und das sympatho-adrenerge System verstärkt aktiviert (vgl. Kap1.1.2). Dieser Mechanismus ist u.a. darauf ausgerichtet, kurzfristige Veränderungen des Blutdrucks zu bewirken, die – wenn die „Gefahr“ vorüber ist – durch parasympathische Aktivität wieder ausgeglichen werden. Halten die Beanspruchungen z.B. durch belastende Umgebungsfaktoren aber an,

10 so wird angenommen, dass das sympathische Nervensystem chronisch überaktiv ist und dies wiederum zu chronisch erhöhtem Blutdruck führt (ebd.). Um die These zu überprüfen, wurden experimentelle Tierversuche durchgeführt, in denen durch unterschiedliche Stressoren oder direkte Einflussnahme auf das Nervensystem chronischer Hochdruck erzeugt werden konnte (Page & Taylor, 1951). Diese Experimente lassen kausale Schlüsse zu, klären aber nicht, ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. In verschiedenen Feldstudien konnte gezeigt werden, dass auch beim Menschen die Hochdruck-Prävalenz bei dauerhaft erhöhter Umgebungs- oder beruflicher Belastung erhöht ist (Templer, 1993; Vaitl, 2001). Zu den Umgebungsbelastungen zählen zum Beispiel

kriegerische

Auseinandersetzungen,

Naturkatastrophen,

Fluglärm,

Arbeitslosigkeit und andere. Der Zusammenhang zwischen beruflicher Belastung und Hypertonie wurde unter anderem im Berufsfeld von Fluglotsen untersucht, deren Arbeit ein hohes Maß an Konzentration und Vigilanz erfordert. Es zeigte sich eine 4-fach erhöhte Bluthochdruckprävalenz im Vergleich zu Kontrollpersonen. Die Steigerung des Blutdrucks war zudem abhängig von der Flugdichte des Flughafens, also vom Ausmaß der Belastung (Cobb & Rose, 1973). Schwartz und Mitarbeiter fanden in einer Querschnittuntersuchung, dass Männer mit milder Hypertonie 2,7 mal häufiger in Positionen mit hohen Belastungsmomenten arbeiteten als Vergleichspersonen. Vor allem eine Kombination von hoher Anforderung und geringem Entscheidungsspielraum übte einen Einfluss auf den Blutdruck aus (Schwartz, Pickering und Landsbergis, 1996). Ducher et al. (2006) fanden in einer prospektiven Studie im Arbeitskontext einen positiven Zusammenhang zwischen „job strain“ (Arbeitsbelastung) und der Entwicklung einer Hypertonie. Diese exemplarischen Ergebnisse sprechen dafür, dass nicht der Beruf an sich sondern die speziellen mehr oder weniger belastenden Anforderungen maßgeblich sind und chronisch erhöhten Blutdruck (mit-) bedingen können (Templer, 1993). Bei der Frage nach den hinter der stressbedingten chronischen Blutdruckerhöhung stehenden Mechanismen liefert der im folgenden Abschnitt erläuterte lerntheoretische Ansatz von Dworkin et al. (1988) ein Erklärungsmodell. 1.6.1.1 Theorie der erlernten Hypertonie Wie oben erwähnt, spielen Barorezeptoren eine wichtige Rolle in der kurzfristigen Blutdruckregulation (vgl. Kap. 1.1.2). Dworkin et al. (1988) gehen davon aus, dass die Blutdruckrezeptoren auch an der Aufrechterhaltung des Bluthochdrucks beteiligt sind. Sie

11 üben nicht nur Einfluss auf das kardiovaskuläre System, sondern auch auf weitere Parameter des Zentralen Nervensystems (ZNS) aus (ebd.). In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass künstliche Stimulation der Barorezeptoren die Wahrnehmung von Schmerz dämpft und auch verhaltensseitige Konsequenzen wie Vermeidung verringert (Kardos et al., 1994; Droste et al., 1994, zit. n. Rau & Elbert 2001). Die Untersuchungen weisen darauf

hin, dass sobald die Blutdruckrezeptoren aktiv sind - egal ob durch

Manipulation oder erhöhten Blutdruck - ein antinozizeptiver (schmerzlindernder) Effekt eintritt. Die Theorie der erlernten Hypertonie fußt auf Beobachtungen dieser subjektiv wünschenswerten Effekte wie geringerer Scherzempfindung und gedämpfter Erregung durch aktivierte Barorezeptoren. Die Reduktion der Stressreaktionen durch die Erhöhung des Blutdrucks setzt laut dieser Theorie einen verstärkenden Mechanismus im Sinne operanter Konditionierung in Gang, wodurch der Körper lernt, in Stresssituationen immer wieder mit einer Blutdruckerhöhung zu reagieren (Dworkin, Elbert & Rau, 2000). Darüber hinaus haben die Barorezeptoren die Tendenz, bei ständiger Stimulation durch permanente Blutdruckerhöhung zu desensibilisieren und schaffen damit die Grundlage für stabilen Bluthochdruck (ebd.). Befunde zur Stützung der These erlernter Hypertonie liefert eine Längsschnittstudie der Autoren selbst (Rau, Elbert et al., 1994), in der die durch Barorezeptoren vermittelte Schmerzinhibition sowie Blutdruck und Stressniveau zu einem Zeitpunkt erhoben wurden. Zwei Jahre später korrielierten bei denjenigen Teilnehmern, die zu Beginn der Untersuchung ein hohes Stressniveau angegeben hatten die barorezeptorabhängige Schmerzinhibition und Blutdruckanstieg zu r =.56 (ebd.). Fazit: In dieser Theorie wird Hypertonie also als eine Coping-Strategie verstanden, um die unangenehmen Folgen von Stressempfindungen wie erhöhter Erregung und Schmerz zu verringern. Wird diese Strategie durch medikamentöse Einwirkung unterbunden, ist es laut Rau & Elbert (2001) für die erfolgreiche Behandlung und die notwendige Compliance der Patienten erforderlich, diesen eine andere Methode an die Hand zu geben, stressreiche Situationen zu bewältigen. 1.6.1.2 Kardiovaskuläre Reaktivität Im Rahmen des Stressmodells wird zudem die Variable der kardiovaskulären Reaktivität bzw. psychophysiologischen Stressreaktivität diskutiert, welche die erhöhte Anfälligkeit

12 bestimmter Personen für die

Entwicklung einer Hypertonie in den Mittelpunkt stellt

(Vögele, 2008). Unter [...] kardiovaskulärer Reaktivität versteht man [allgemein] die durch äußere Einwirkung (z.B. psychische Belastung) hervorgerufene Abweichung eines physiologischen Reaktionsparameters (z.B. der Herzfrequenz) von einem unter Ruhebedingungen erhobenen Wert. (Manuck et al., 1990, S. 17) Sherwood & Turner (1992) gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass es eine Persönlichkeitseigenschaft gibt, auf gewisse Stimuli mit erhöhten kardiovaskulären Reaktionen zu antworten. Damit ist ein „zeitlich stabiles, individualspezifisches Phänomen [gemeint], das – in der Wechselwirkung mit relevanten Situationsgegebenheiten – zu einem Krankheitsprozess beitragen könnte.“ (Vögele, 2008, 282). Um die Theorie zu überprüfen, wurden viele Untersuchungen mit unterschiedlichen Stressoren durchgeführt. Eine klassische Untersuchung ist der Eiswassertest von Hines und Brown (1936), in dem die Probanden Hand oder Fuß so lange als möglich in 3°C kaltes Wasser tauchen. Hypertoniker zeigen auf einen Eiswassertest nicht nur eine kardiovaskuläre Überreaktion, es dauert auch länger, bis sie das BlutdruckAusgangsniveau wieder erreichen (ebd.). Das Ergebnis wirft die Frage auf, ob die im Labor erzeugte kardiovaskuläre Reaktivität für die Pathogenese des chronischen Bluthochdrucks auch von ätiologischer Bedeutung, oder nur die Folge der bestehenden Erkrankung ist. In tierexperimentellen prospektiven Längsschnittstudien fanden sich tatsächlich die größten arteriosklerotischen Veränderungen bei denjenigen Tieren (in diesem Fall Javaneraffen), die zuvor mit den größten kardiovaskulären Veränderungen auf aversive Reize reagiert hatten (Templer, 1993). Die prospektiven Studien mit Menschen zeigen jedoch kein einheitliches Bild. Matthews et al. (2004) untersuchten 5115 Teilnehmer über den Zeitraum von 15 Jahren. Sie fanden signifikante Korrelationen zwischen kardiovaskulärer Reaktivität und späterer Ausbildung von essentieller Hypertonie. Je stärker

die

Reaktivität

ausgebildet

war,

umso

früher

setzte

die

chronische

Blutdruckerhöhung ein (Mattews et al, 2004). Fauvel et al. (2003) konnten hingegen keinen bedeutsamen Zusammenhang feststellen. Eine zusammenfassende Darstellung findet sich in Treiber et al. (2003).

13 Fazit: Erhöhte kardiovaskuläre Reaktivität - also die Neigung einer Person, physiologisch verstärkt auf Stressoren zu reagieren - könnte einen wichtigen Risikofaktor für die Hypertoniegenese darstellen. Aufgrund der widersprüchlichen Befundlage ist aber noch weitere Forschung notwendig. 1.6.2 Persönlichkeitsfaktoren Es gibt Hinweise darauf, dass auch Persönlichkeitsvariablen bei der Bluthochdruck-Genese eine Rolle spielen. Im Folgenden werden drei Ansätze beschrieben, die als ursächliche Faktoren bei der Entstehung einer Hypertonie diskutiert werden. 1.6.2.1 Neurotizismus Eine Persönlichkeitseigenschaft, die möglicherweise mit der Hypertoniegenese in Zusammenhang steht ist Neurotizismus. Unter Neurotizismus versteht man eine starke, labile Emotionalität, die eine Person dazu prädisponiert, in exzessiven Stress-Situationen neurotische Symptome zu entwickeln. Korrelierte Eigenschaften, die diesen „Typus“ definieren, sind Launenhaftigkeit, Schlaflosigkeit, Nervosität, Reizbarkeit usw. Als physiologische Basis dieser Dimension von Persönlichkeit nimmt man das autonome Nervensystem an, [...], das die parasympathische und sympathische Reaktivität koordiniert. (Eysenck, 1976, S. 27, zit. n. Fisseni, 1998, S. 391) Vergleicht man Gruppen von Hypertonikern und Normotonikern, so haben Hypertoniker in der Regel höhere Neurotizismuswerte (Boutelle et al, 1987, zit. n. Templer, 1993). Bei nicht selegierten Zufallsstichproben, in denen die Probanden erst im Nachhinein durch das Screening als hyperton diagnostiziert wurden, fanden sich keine Zusammenhänge mehr. Irvine et al. (1989) fanden einen bedeutsamen Unterschied in Hypertonikern, die von ihrer Erkrankung wussten und Teilnehmern, die sich nicht darüber klar waren, dass sie an Bluthochdruck litten. Bewusste Hypertonie-Patienten hatten sowohl in Neurotizismus, state-trait Angst, als auch in berichtetem Typ-A Verhalten höhere Werte. Es ergaben sich keine

Unterschiede

zwischen

normotonen

und

unbewusst

hypertonen

Untersuchungsteilnehmern. Die Forscher schließen daraus, dass die angegebenen Persönlichkeitseigenschaften darstellen.

keine

fundamentalen

Charakteristika

der

Hypertonie

14 1.6.2.2 Typ-A Verhalten Schon im Jahre 1910 stellte der kanadische Mediziner Sir William Osler in seinen Vorlesungen fest, dass nicht die zarte, neurotische Person anfällig für Angina Pectoris sei, sondern die robuste, lebhafte und ambitionierte, „whose engines are always at full speed ahead“ (zit. n. Matthews et al. 1998, S. 190). Eine umfassende Theorie zu derartigen Persönlichkeitsfaktoren als Risikofaktor für koronare Herzkrankheit (KHK) wurde Anfang der 1960er Jahre von Friedman und Rosenman beschrieben: Das Typ-A Verhalten ist eine Gruppe von Emotionen und Gewohnheiten, die man bei jedem Menschen antrifft, der sich aggressiv, chronisch und unablässig bemüht, immer mehr Aufgaben in immer weniger Zeit zu schaffen, und dabei gegen den Widerstand kämpft, wenn es nötig ist. (Friedman & Rosenman, 1985, S. 75) An anderer Stelle wird eine Person vom A-Typ auch als dominant, ungeduldig, ehrgeizig mit überdurchschnittlichem Konkurrenzverhalten beschrieben (Pfiffner et al., 1986). Der B-Typ wird als das genaue Gegenteil dargestellt. Friedman und Rosenman sind durch langjährige Beobachtungen zu dem Schluss gelangt, dass Personen, die zu o.g. Verhaltensweisen neigen, erheblich stärker gefährdet sind, eine KHK auszubilden, welche stark mit Bluthochdruck assoziiert ist. Sie stellen zudem die Hypothese auf, dass viele, „wenn nicht alle Menschen mit erhöhtem Blutdruck zum A-Typ gehören.“ (Friedman & Rosenman, 1985, S. 109). Sie plädieren dafür, nicht lediglich medikamentös zu behandeln, sondern dass auch das Typ-A Verhalten vom Patienten abgebaut werden sollte, um große Blutdruckanstiege langfristig zu vermeiden und somit den Blutdruck zu normalisieren (ebd.). Belege für die Gültigkeit liefert z.B. die Western Collaborative Group Study, eine prospektive Studie mit 3.154 Teilnehmern (Rosenman, et al. 1975). Anhand eines strukturierten Interviews wurden die Probanden in A- und B-Typ unterteilt. Im Follow-Up nach 8 ½ Jahren hatten die als A-Typ klassifizierten Personen eine ca. doppelt so große Wahrscheinlichkeit an Myokardinfarkt bzw. Angina Pectoris zu leiden. Neuere Befunde zeigen ein gemischtes Bild. In einem Follow-Up der o.g. Stichprobe nach 22 Jahren, gab es keinen Unterschied in der Mortalitätsrate von A- und B-Typen (Ragland & Brand, 1988). In einer Meta-Analyse von Booth-Kewley & Friedman (1987) konnte das Typ-A Verhalten ca. 2% der Varianz von KHK aufklären – ähnlich zu anderen Risikofaktoren. Matthews (1988) revidierte unter Einbezug neuerer Studien dieses Ergebnis und fand einen noch geringeren Zusammenhang. Beide Studien ziehen den Schluss, dass das Konzept des A-

15 Typs aus verschiedenen Komponenten aufgebaut ist, unter denen einige Aspekte wie z.B. Konkurrenzverhalten, Aggressivität und Ungeduld mit KHK in Verbindung stehen und andere nicht (Matthews, 1998). Einige Aspekte korrelieren zudem mit anderen psychologischen Konstrukten wie Neurotizismus (s.o.) und Verträglichkeit als eine Variable der „Big Five“ (vgl. Costa & McCrae)(ebd.). Wie wird der Blutdruckanstieg innerhalb der Theorie zum Typ-A Verhalten erklärt? Als physiologischen Mechanismus, der bei Personen vom A-Typ zu Blutdruckerhöhung führt, vermuten Pfiffner et al. (1986) eine erhöhte kardiovaskuläre Reaktivität (vgl. Kap. 1.6.1.2). 1.6.2.3 Anger-In In Übereinstimmung mit einem Aspekt des Typ-A Verhaltens wird unterdrückte Feindseligkeit/ unterdrückter Ärger als Schlüsselvariable in der Hypertoniegenese diskutiert (Helmers et al, 2000). Der Persönlichkeitsstil, Emotionen nicht nach außen zu tragen, wird in der Literatur auch als habitueller Ärger-Coping-Stil charakterisiert (Templer, 1993). Ein Instrument, den Ärgerausdruck (Anger-In, Anger-Out) zu erheben ist z.B. die Anger Expression Scale von Spielberger et al. (1985). Sowohl in Vergleichsgruppen hypertoner und normotoner Untersuchungsteilnehmer, als auch in unselegierten Stichproben zeigt sich, dass Hypertoniker mehr inneren Ärger hegen als normotone Kontrollpersonen (Player et al., 2007; Goldstein et al., 1988; Boutelle, 1987; Gentry et al. 1982, jeweils zit. n. Templer, 1993). Die Forschungsgruppe um Johnson (1987) fand sogar eine Korrelation von bis zu .50 zwischen der Unterskala Anger-In und dem Blutdruck bei 15-17jährigen High-School Schülern. Auch in prospektive Studien zeigt sich dieser Trend. Julius et al. (1986) gaben den Teilnehmern ihrer Untersuchung zwei ärgerauslösende Situationen vor, beides ungerechtfertigte Vorwürfe. Blutdruck und Ausmaß des unterdrückten Ärgers wurden erhoben. Im Follow-Up nach 12 Jahren war für die Probanden, die den Ärger unterdrückt hatten eine 1.77-fach erhöhte Mortalitätsrate zu verzeichnen. Die Personen, die Ärger unterdrückt hatten und bei denen der Baselinewert des systolischen Blutdrucks schon auf ≥140 mmHg erhöht war wiesen im Follow-Up eine fünffach erhöhte Sterblickkeitsrate auf. Für Probanden mit niedrigerem systolischen Blutdruck (40 (mehr als 2 Packungen)

c) Welchen/ wie viel Alkohol konsumieren Sie?

Bier Wein hochprozentiger Alkohol d) Trinken Sie Kaffe/Schwarztee?

 ja

nie

selten

manchmal

regelmäßig

  

  

  

  

 nein

Wenn ja, wie viele Tassen täglich? (ungefähre Angabe)  0-2

 3-6

 6-10

 >10

e) Welche anderen (sportlichen) Aktivitäten betreiben Sie zur Zeit, um Ihren Blutdruck zu senken?  keine

____________________________________________________________ Wie intensiv? ________________________ mal/ Woche f) Wie stressig / belastend empfinden Sie Ihre Tätigkeit / Ihren Beruf?

1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

etwas

ziemlich

sehr

g) Was veranlasst Sie dazu, am Kurs teilzunehmen?  ich komme aus eigener Motivation  ich komme auf Empfehlung eines Bekannten hin  ich komme auf Anraten meines Arztes hin  ich wurde überredet  Sonstiges __________________________________________ h) Zusatz nur für Frauen: Nehmen Sie orale Kontrazeptiva?

 ja

 nein

äußerst

119 13.3 Tagebuch

Wie lange haben Sie heute

Bemerkungen:

Qi Gong geübt?

__________________________ __________________________

 5-10 min

__________________________

 10-15 min

__________________________

 15-20min

__________________________

 20-30 min

__________________________

 >30 min

__________________________ __________________________

 gar nicht

Ich fühle mich jetzt..

Trifft gar

Trifft etwas

Trifft weit-

Trifft völlig

(nach der Übung)

nicht zu

zu

gehend zu

zu

entspannter besser gelaunt energieloser aktiver gedrückter trauriger frischer träger freudiger verspannter tatkräftiger betrübter niedergeschlagener energievoller

120

13.4 Abschlusserhebung t8 (Post) 13.4.1 Abschlussfragebogen Im Folgenden finden Sie verschiedene Fragen, die für den Vorher-Nachher-Vergleich von Bedeutung sind sowie Fragen zur Qigong Übung. Wir möchten Sie bitten, die Fragen wahrheitsgemäß und spontan zu beantworten. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Name/ Synonym: __________________________

Datum: __________________

a) Wie hoch ist die Dosis Ihrer Bluthochdruck-Medikamente im Vergelich zum Anfang der Untersuchung?  höher

Bemerkungen:__________________________

 geringer

_____________________________________

 gleich

_____________________________________

b) In welcher Intensität üben Sie Ihre anderen körperlichen Aktivitäten/ Sportarten aus (Im Vergleich zum Anfang der Untersuchung) ?  mehr

Bemerkungen:__________________________

 geringer

_____________________________________

 gleich

_____________________________________

c) Hat sich der Konsum folgender Genussmittel über den Zeitraum der letzten 2 Monate verändert?  Tee (Schwarz)/Kaffee

 mehr  weniger  gleich

 Alkohol

 mehr  weniger  gleich

 Zigaretten/ Nikotin

 mehr  weniger  gleich

d) Wie stressig / belastend empfinden Sie Ihre Tätigkeit / Ihren Beruf? 1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

etwas

ziemlich

sehr

äußerst

e) Gab es besondere Ereignisse innerhalb der letzten 2 Monate, die sie „aus der Bahn geworfen“ haben bzw. die sehr belastend für Sie waren? (z.B. der Verlust einer Ihnen nahe stehenden Person, Umzug, Verstärkte Belastung am Arbeitsplatz, Erkrankung ect.)  nein ja,______________________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________________ In welchem Zeitraum war das jeweils?__________________________________________________________

121 Wie stark schätzen Sie diese Belastung/en persönlich ein? 1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

etwas

ziemlich

sehr

äußerst

f) Wie gut konnten Sie sich nach Ihrem Empfinden auf die Qigong Übung einlassen? ¨ 1

¨ 2

¨ 3

¨ 4

gar nicht, das ist nichts für mich

etwas, ich bin aber skeptisch

ziemlich gut

Gut

¨ 5 sehr gut, das ist genau das Richtige für mich

g) Wie sehr waren Sie im Allgemeinen motiviert, zu Hasue Qigong zu üben? ¨ 1

¨ 2

¨ 3

gar nicht

wenig

relativ motiviertmal so mal so

¨ 4 motiviert – Ich hatte meistens Lust

¨ 5 sehr motiviertich habe mich immer darauf gefreut

h) Wie sehr waren Sie im Allgemeinen motiviert, freitags im Kurs Qigong zu üben? ¨ 1

¨ 2

¨ 3

gar nicht

wenig

relativ motiviertmal so mal so

¨ 4 motiviert – Ich hatte meistens Lust

¨ 5 sehr motiviertich habe mich immer darauf gefreut

i) Wie genau stimmt das, was Sie im Kurs erlernt haben mit Ihren Erwartungen überein? 1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

wenig

ziemlich

gut

vollkommen

0 ich hatte keine Vorstellung/ Erwartung

122

13.4.2 SGQ- Salutogenese durch Qigong Sie üben nun seit einiger Zeit Qigong. Bitte halten Sie einen Moment inne und vergegenwärtigen Sie sich den Eindruck von Ihnen selbst, bevor Sie mit dem Üben begonnen haben ... Wie haben Sie sich damals erlebt? Welches Bild hatten Sie von sich selbst? .... Rufen Sie nun bitte Ihr gegenwärtiges Erleben auf. Welches Bild haben Sie jetzt von sich? .... Auf diesem Blatt finden Sie eine Reihe von Aussagen. Sie können diese aus dem Vergleich Ihres damaligen Erlebens und Ihres jetzigen Erlebens, Ihres damaligen Bildes und Ihres jetzigen Bildes von Ihnen selbst beantworten. Beantworten Sie bitte diese Aussagen, indem Sie durch Ankreuzen angeben, wie stark die jeweilige Erfahrung JETZT für Sie zutrifft. Bei diesen Aussagen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Es gibt nur Antworten, die für Sie jetzt mehr oder weniger zutreffen. Beantworten Sie bitte jede Frage. Sie haben die folgenden vier Antwortmöglichkeiten: 0 = trifft nicht zu 1 = trifft etwas zu 2 = trifft ziemlich zu 4 = trifft stark zu Kreuzen Sie bitte bei jeder Aussage die für Sie am besten zutreffende Antwortmöglichkeit an.

Durch die Qigong Übungen.....

etwas

ziemlich

stark

kann ich meine Gefühle besser zulassen. erlebe ich meine körperliche Verfassung bewusster. fühle ich mich ausgeglichener. ist mein Körperbewusstsein intensiver geworden. kann ich meine Gefühle besser zum Ausdruck bringen. kann ich meine Befindlichkeit deutlicher wahrnehmen. fühle ich mich körperlich kraftvoller. fühle ich mich beschützter und sicherer. ist mein Körper in seinen Einzelteilen erlebbarer. fühle ich mich beschwingter. denke ich mehr über mein jetziges Leben nach. wächst meine innere und äußere Wahrnehmung. fühle ich mich seelisch dynamischer. erlebe ich meine psychische Verfassung bewusster.

nicht

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

trifft ..... zu

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3 3

Durch die Qigong Übungen habe ich gelernt, ..... nicht

etwas

ziemlich

stark

trifft ..... zu

15 meine Kräfte zu regenerieren.

0

1

2

3

16 bewusster mit Umweltreizen umzugehen.

0

1

2

3

17 den Alltag entspannter zu bewältigen.

0

1

2

3

18 häufiger auf gesundheitsschädliche Substanzen zu verzichten.

0

1

2

3

19 mein Befinden bewusst beeinflussen zu können.

0

1

2

3

20 schwierige Zeiten erfolgreicher zu bewältigen.

0

1

2

3

21 selbst etwas gegen körperliche Beschwerden zu tun.

0

1

2

3

22 Stresszeiten gesünder zu überstehen als früher.

0

1

2

3

23 selbst etwas gegen psychische Beschwerden zu tun. 17

0

1

2

3

24 mich so wie ich bin besser zu akzeptieren.

0

1

2

3

25 alltägliche Probleme gelassener anzugehen.

0

1

2

3

26 mich für Alltagsverrichtungen zu motivieren.

0

1

2

3

27 mehr auf meine Körpersignale zu achten. 14 erlebe ich meine psychische Verfassung bewusster.

0 0

1 1

2 2

3 3

123 13.4.3 Evaluation Bitte um einige Angaben zur Leitung/ Organisation •

Wie gut waren Sie mit der Kursleitung durch Herrn Hennings zufrieden? 1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

wenig

einigermaßen

gut

sehr

Bemerkungen/ Verbesserungsvorschläge _________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________



Wie gut waren Sie mit der Betreuung durch Frau Adam zufrieden? 1----------------2----------------3----------------4----------------5 gar nicht

wenig

einigermaßen

gut

sehr

Bemerkungen/ Verbesserungsvorschläge _________________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________________



Würden Sie Wudang Qigong an Ihre Familie/ Bekannte weiterempfehlen?  ja, weil_________________________________________________________________________________  nein, weil, ______________________________________________________________________________



Möchten Sie über einen weiterführenden Wudang Qigong Kurs im centrumed informiert werden?  ja

 nein

Vielen herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit! Wir wünschen Ihnen alles Gute!

124 13.5 Die 5 Übungen des Wudang Qigong: Anleitung 13.5.1 Die Grund-Position Die Füße stehen genau schulterbreit auseinander und werden exakt parallel ausgerichtet. Die Knie sind nicht ganz durchgestreckt, sondern minimal gebeugt. Der Rücken ist gerade aufgerichtet, der Nacken gestreckt. Das Kinn sollte leicht nach hinten geschoben werden. Schultern und Arme hängen locker seitlich herab. 13.5.2 Das Einsammeln Zum Abschluss jeder Wudang Qigong Übung werden beide Hände mit ineinander verschränkten Daumen auf das untere Dan Tian gelegt. Frauen nehmen die linke über die rechte Hand, Männer die rechte über die linke. 13.5.3 Erste Übung: Ableitung verbrauchter Energie Die Übung beginnt in der Grund-Position. Die Arme werden vor dem Körper bis auf obere Bauchhöhe angehoben. Nun dreht man die Handflächen nach oben und führt die Arme seitwärts, bis sie mit dem Körper eine Linie bilden. Dann werden die Arme über den Kopf gehoben, bis sich die Mittelfinger über dem Bai Hui (s.S.11) berühren. Dabei ist darauf zu achten, dass ein faustbreiter Abstand zum Kopf eingehalten wird. In dieser Position bleibt man für die Dauer weniger Atemzüge. Nun gleiten die Hände langsam in geringem Abstand zum Hinterkopf herab, bis die Mittelfinger den hervorstehenden Nackenwirbel berühren. Der folgende Energiefluss wird nicht durch Körperbewegung, sondern durch den Geist gelenkt: Vom Nackenwirbel lässt man einen Impuls ausgehen und führt verbrauchte Energie die Wirbelsäule herab bis zum Steißbein. Dort zweiteilt sich der Energiestrom und läuft die Rückseite der Beine herab bis zu den Füßen, wo die verbrauchte Energie in die Erde geleitet wird. Die Hände werden nun wieder über den Kopf bewegt, die Mittelfinger berühren sich in faustbreitem Abstand zum Bai Hui. Die Hände gleiten daraufhin dicht neben die Ohren, die Lao-Gong-Punkte zeigen zu den Ohrmuscheln und befinden sich in geringem Abstand zum Kopf. Dabei ist darauf zu achten, dass die Fingerspitzen nach oben gerichtet sind. Von den Lao-Gong-Punkten aus lässt der Übende Energie in die Ohren einströmen. Nun wird, wieder durch den Geist gelenkt, verbrauchte Energie von den Ohren aus seitlich den Hals herab bis zu den Schultern geleitet, von dort abwärts über die Brustwarzen bis zur Taille, dann an der Taille entlang auf die Rückseite des Körpers zu den Nieren. Nun

125 werden die beiden Ströme verbrauchter Energie an der Außenseite der Beine bis zu den Füßen und wieder in die Erde geführt. Die Anfangsposition wird wieder eingenommen, d.h. die Hände gehen zurück über das Bai Hui. Nun werden die Hände langsam nach vorne über den Scheitel und dann in etwa faustgroßem Abstand in gerader Linie an der Vorderseite des Körpers herab bis zu den Oberschenkeln bewegt. Die Hände ziehen dabei verbrauchte Energie aus dem Körper. Abschließend werden die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt, die Fingerspitzen zeigen gerade nach unten. Die in den Händen gesammelte verbrauchte Energie wird über die Vorderseite der Beine weiter bis zu den Füßen und von dort abschließend tief in den Boden hineingeleitet. Dieser Bewegungsablauf wird sieben Mal durchgeführt. 13.5.4 Zweite Übung: Stehen wie ein Baum Die Übung beginnt in der Grund-Position. Es wird drei Mal tief durch die Nase ein und geräuschlos durch den Mund wieder ausgeatmet um dann die Aufmerksamkeit in die Arme zu lenken. Nun heben sich die Arme langsam nach vorne bis auf Höhe der Nieren, als wenn ein leichter Wind sie aufwärts wehte. Jetzt werden die Arme wie bei einer Schwimmbewegung in Zeitlupe nach außen bewegt, bis sie sich seitlich vom Körper befinden. Die Fingerspitzen werden langsam zur Taille geführt; kurz bevor die Taille erreicht wird, nimmt man die Hände mit nach oben gerichteten Handflächen nach vorne, bis sie parallel zueinander sind. Die Oberarme sind locker, haben aber geringen Abstand zum Körper und können etwas nach vorn geschoben werden. Die Unterarme haben schulterbreiten Abstand voneinander und sind horizontal zum Boden ausgerichtet. Die Handflächen werden nach unten gedreht, die Daumen richten sich wie Antennen zum Boden. Die Knie werden leicht gebeugt. Diese drei Bewegungselemente können in einer Bewegung ausgeführt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Knie nicht über die Fußspitzen ragen, da sonst die Knie überlastet werden. In dieser Haltung steht man 5-15 Minuten; die Übungsdauer kann jedoch nach Belieben verlängert werden. Die Übung wird mit dem Einsammeln abgeschlossen.

126 13.5.5 Dritte Übung: Verbindung mit der Natur Die Übung beginnt in der Grund-Position. Die Arme werden locker angehoben und die Handflächen auf Höhe des Herzpunktes (Dan Zhong, s.S.11) in ‚Gebetshaltung‘ aneinander gelegt. Es ist darauf zu achten, dass die Hände einen faustgroßen Abstand zur Brust haben, die Fingerspitzen senkrecht nach oben und die Daumen abgespreizt zur Kehlkopfkuhle zeigen. Die Aufmerksamkeit richtet sich kurz auf die Energieverbindung zwischen den Daumenspitzen und der Kehlkopfkuhle. Langsam werden die Arme nach vorn gestreckt und dabei die aneinanderliegenden Handflächen geöffnet; die Fingerspitzen bleiben währenddessen nach oben gerichtet. Wenn die Arme fast ganz ausgestreckt sind, geht man in eine ‚Schwimmbewegung‘ über (vgl. ‚Stehen wie ein Baum‘), bis sich unsere Arme seitlich vom Körper befinden. Nun werden die Handflächen nach oben gedreht und die Arme ausgestreckt wieder zusammengeführt, bis sie parallel zueinander ausgerichtet sind. Die Handflächen werden wieder nach unten gedreht, dann die Hände aufgerichtet. Nun stellen sich der Übende eine weite Wasserfläche vor. Die Hände werden langsam zu den Schulterpunkten zurückbewegt und das Wasser wie mit einem Magneten zum Körper herangezogen. Wenn sich die Hände vor den Schulterpunkten befinden, führt man sie seitlich vom Kopf nach oben. Die Handflächen sind wie Schalen nach oben gerichtet, der Kopf leicht in den Nacken gelegt. Wenn die Arme fast ganz ausgestreckt sind, bleibt man einen Augenblick in dieser Position. Wir stellt sich der Übende vor, dass die Arme kilometerweit in den Himmel ragen und werden nach kurzem Innehalten wieder zu den Schultern geführt. Nun werden die Hände seitlich vom Körper weggestreckt, wobei die Handflächen nach außen und die Fingerspitzen nach oben zeigen. Sind die Arme fast ausgestreckt, dreht man die Handflächen nach vorne. Langsam werden die Mittelfinger in Richtung Herzpunkt geführt, bis sie in geringem Abstand auf ihn zeigen. Diese Bewegung ähnelt einer Umarmung. Der Übende stellt sich dabei eine Naturlandschaft vor, deren Energie mit kilometerlangen Armen eingesammelt wird. Nun richtet man die Handflächen nach unten, wobei die Fingerspitzen zueinander zeigen, und führt die Hände in gerader Linie am Körper herab zum Boden. Gleichzeitig geht man in die Knie. Dabei ist darauf zu achten, dass die Knie und die Schultern nicht über die Fußspitzen ragen. Befinden sich die Handflächen kurz über dem Boden, nimmt man die Hände seitwärts auseinander und streicht in einer weitausholenden Bewegung in geringem Abstand über

127 den Boden. Wenn sich die Arme seitlich vom Körper befinden, werden die Fingerspitzen zunächst zum Boden gerichtet, dann die Mittelfinger zueinander geführt und die Handflächen vor dem Körper zu einer großen Schale geformt. Bei dieser Bewegung stellt man sich vor, mit den Händen tief in den Boden hineinzugreifen, um Erdenergie aufzunehmen. Die Hände werden nah am Körper in gerader Linie nach oben geführt. Auf Brusthöhe werden die Handflächen zum Körper gedreht und die Mittelfinger zeigen in geringem Abstand zum Herzpunkt. Dann wird die restliche Energie am Körper abgestreift, indem wir die Handflächen dicht am Körper zu den Oberschenkeln führen. Die innere Bewegung der Energie geht weiter bis in die Füße hinein. Um zu verhindern, dass die nach unten geführte Energie in den Boden entweicht, ist die Vorstellung hilfreich, dass wir in einer großen goldenen Schale stehen, in der sich die Energie sammelt. Die Übung wird insgesamt sieben Mal hintereinander ausgeführt und durch Einsammeln abgeschlossen. 13.5.6 Atemmeditation Diese Übung wird im Sitzen ausgeführt, entweder auf dem Boden im Lotus-, Burma- oder Schneidersitz oder einfach auf einem Stuhl. In letzterem Fall ist darauf zu achten, dass der Rücken nicht angelehnt wird und die Füße wie in der Grundposition stehen. Ober- und Unterschenkel bilden einen rechten Winkel. Die Handrücken liegen auf Höhe der Sitzfläche (bzw. auf dem Boden) in schulterbreitem Abstand hinter dem Körper. Nun werde die Arme langsam nach vorne bewegt. Wenn sich die Hände oberhalb der Knie befinden, werden die Handflächen zueinander gedreht und die linke Hand, in geringem Abstand dahinter die rechte langsam in Richtung Dan Tian bewegt. Kurz bevor die linke Hand den Körper berührt, steigt sie nach oben vor den Herzpunkt in die Gebetshaltung. Die rechte Hand liegt wie zu einer Schale geformt im Schoß. Diese Haltung wird ein bis drei Minuten gehalten, um dann die linke Hand in die rechte zu legen. Es ist darauf zu achten, dass die Zunge am Gaumen hinter den Schneidezähnen liegt. So bildet die Zunge eine ‚Brücke‘ zwischen Lenker- und Dienermeridian. Man atmet ruhig und tief ein und lenkt den Atem mit den Gedanken von der Nase nach unten bis ins Dan Tian hinein. Dann wird die Luft einen Moment lang angehalten. Anschließend wird geräuschlos durch den Mund ausgeatmet. Gutes Qi wird eingeatmet, negative Energie ausgeatmet.

128 Der Zeitraum des Luftanhaltens wird im Laufe der Übung ausgeweitet. Am Anfang nur ein paar Sekunden, später eine halbe Minute oder länger. Diese Atemtechnik sollte 21 Mal ausgeführt werden, nach Belieben jedoch auch länger (28, 35, 42, 49 Mal). Die Übung wird durch Einsammeln abgeschlossen. 13.5.7 Ausgleich von Yin und Yang Die Übung beginnt in der Grundposition. Die Hände befinden sich in etwa doppelt faustbreitem Abstand vor den Oberschenkeln. Die Fingerspitzen zeigen zu den Fußspitzen. Nun werden die Finger etwas gekrümmt und Energie an den Beinen ’hinaufgezogen‘, indem man die Hände langsam bis nahe an die Taille bewegt. Dann gleiten die Hände seitlich zu den Oberschenkel (doppelt faustbreiter Abstand) vor die äußere Hosennaht und man nimmt Verbindung zum Boden auf. Wieder werden die leicht gekrümmten Finger bis dicht an die Taille geführt. Dieser Bewegungsablauf wird noch einmal an der Rückseite der Beine wiederholt. Wenn die Hände auf Höhe der Nieren sind, führen werden sie über die Seiten nach vorne bewegt (Handflächen zeigen zum Körper) und bilden vor dem Dan Tian ein Dreieck, indem Daumen- und Zeigefingerspitzen einander berühren. Nun lässt der Übende dieses Dreieck je sieben Mal um das Dan Tian kreisen, zunächst im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn. Auf Höhe des Dan Tian zeigen nun die Handflächen in hüftbreitem Abstand zueinander, die Fingerspitzen weisen nach vorn. Die Hände werden aufeinander zu geschoben, als hielte man einen Strandball zwischen den Händen, der zusammengedrückt wird. Kurz bevor die Handflächen einander berühren werden sie wieder zurück in den hüftbreiten Abstand geführt. Dieser Bewegungsablauf wird sieben Mal wiederholt. Nun werden die Hände vor die Schulterpunkte geführt, die Handflächen weisen in etwa faustbreitem Abstand zum Körper. Die Arme werden vor dem Körper gekreuzt, indem die Hände zum jeweils gegenüberliegenden Schulterpunkt gelenkt werden. Anschließend nehmen die Hände wieder ihre Ausgangsposition ein, d.h. die linke Hand ruht vor dem linken Schulterpunkt, rechte Hand vor dem rechten. Diese Bewegung wird vierzehn Mal ausgeführt, immer abwechselnd ein Arm vor dem anderen. Nun wird der Oberkörper um ca. 90 Grad nach links gedreht und die linke Handfläche steigt auf Höhe des Gesichts. Der Winkel zwischen Ober- und Unterarm beträgt ungefähr

129 90 Grad. Die rechte Handfläche wird hinter den Handrücken der Linken geführt, so dass die Lao Gong Punkte aufeinander zeigen; der Abstand beträgt ca. 2 cm. Nun führt man den Lao-Gong-Punkt der rechten Hand entlang der Mittellinie des Unterarms abwärts bis unter den Ellenbogen. Dann gleitet die Hand an die Innenseite des Unterarms in die Armbeuge und streift in gleichem Abstand mit dem Handrücken die Mittellinie der Innenseite des Unterarms hinauf bis zur Handfläche. Wenn wiederum Lao Gong und Lao Gong aufeinander zeigen, wird der Oberkörper zur anderen Seite gewendet und dort das ‚Abstreifen‘ in gleicher Weise wiederholt. Diese Übung wird insgesamt sieben Mal auf jeder Seite durchgeführt. Abschließend befinden sich die Hände wieder vor den Schulterpunkten. Man bewegt daraufhin die linke Hand vor das untere Dan Tian, die Handfläche zeigt nach oben, die rechte befindet sich auf Höhe des Dan Zhong, die Handflächen weisen aufeinander. Die Hände werden aufeinander zu bewegt, kurz bevor sie einander berühren, werden sie wieder auseinander geführt. Diese Bewegung wird insgesamt sieben Mal ausgeführt. Dann wechseln die Hände derart, dass die Handflächen stets aufeinander gerichtet bleiben, wie wenn man einen Ball hielte. Mit der rechten Hand zuunterst und der linken Hand zuoberst wird die eben beschriebene Bewegungsfolge wiederholt. Abschließend sinkt auch die linke Hand herab, so dass beide Handflächen knapp unter Gürtelhöhe zum Körper zeigen. Die Fingerspitzen weisen in doppelt faustgroßem Abstand zueinander. Diese Haltung wird eine bis drei Minuten gehalten und danach eingesammelt. Im Unterschied zu den übrigen Übungen wird der Ausgleich von Yin und Yang nur ein einziges Mal ausgeführt, da in den Bewegungsfolgen die siebenfache Wiederholung bereits enthalten ist.

130 Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig angefertigt habe. Es wurden nur die in der Arbeit ausdrücklich benannten Quellen und Hilfsmittel benutzt. Wörtlich oder sinngemäß übernommenes Gedankengut habe ich als solches kenntlich gemacht.

Osnabrück, Februar 2009 Ort, Datum

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