Heinrich Mann: Der Untertan

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11. Mai 2009 ... Heinrich Mann. Der Untertan. Lektüreschlüssel ... Der Roman Der Untertan behandelt schwerpunktmäßig den Zeitraum von 1889 bis 1897 und ...
Theodor Pelster Lektüreschlüssel Heinrich Mann Der Untertan

Reclam

Inhalt 1. Erstinformation zum Werk 2. Inhalt

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3. Personen

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4. Die Struktur des Werks

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5. Wort- und Sacherläuterungen 6. Interpretation 7. Autor und Zeit 8. Rezeption

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9. Checkliste

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10. Lektüretipps/Filmempfehlungen

Anmerkungen

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2. Inhalt Der Roman Der Untertan behandelt schwerpunktmäßig den Zeitraum von 1889 bis 1897 und spielt in Berlin, Rom und in der fiktiven preußischen Provinzstadt Netzig. 1. Diederich Heßling, »ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an Heßlings Kindheit den Ohren litt« (9), verlebt seine Kindheit in der Kleinstadt Netzig. Der Vater ist Fabrikbesitzer. Ihn achtet und fürchtet der Sohn, während er für die ängstliche Mutter keine Achtung übrig hat. In der Schule begegnet ihm »die kalte Macht« (13), an der er leidet, die er aber auch verehrt und die er mit allen Mitteln für sich erstrebt. Mit der Prima-Reife wechselt er zur Universität Berlin, fühlt sich zunächst verloren, findet vorübergehend Kontakt zu der Familie des ZelluloseStudium und Verbindung fabrikanten Göppel, der ebenfalls aus Netzig stammt, lebt aber erst auf, als er in der schlagenden Verbindung Neuteutonia zunächst Gast, dann Mitglied wird. Von der Mutter wird er nach Hause gerufen, als der Vater im Sterben liegt. Aus dem Testament geht hervor, dass Diederich »neben dem alten Buchhalter Sötbier zum Vormund seiner beiden Schwestern bestimmt« (47) ist. Von Sötbier wird er über die Geschäftslage des Unternehmens informiert, ehe er nach Berlin zurückgeht, um das Studium mit einer Promotion im Fach Chemie abzuschließen. Durch Beziehungen gelingt es ihm, die Militärpflichtzeit abzukürzen. In den »naßkalten Februartagen des Jahres

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2 . IN H A LT

1892« (58) gerät er in Arbeiterdemonstrationen, steht plötzlich völlig überrascht vor dem Kaiser, der ihn »vom Pferd herunter [an]blitzte«, Erste Begegnung mit dem Kaiser sodass er, Diederich, sich »mit Wucht in einen Tümpel« (64) setzt: »Da lachte der Kaiser. Der Mensch war ein […] Untertan« (64), wie er ihn gerne sah. 2. Noch überwältigt von der Begegnung mit dem Kaiser, erkennt er auf einer Parkbank Agnes Göppel, die von der Menge mitgerissen wurde, sich nun gern von Diederich begleiten lässt und ihn zu den von früher bekannten Sonntagsbesuchen einlädt. Eine Eine Liebesbeziehung Liebesbeziehung entwickelt sich – von der Familie Göppel zunächst nicht erkannt, von Diederich zunehmend als gefährlich angesehen und von seiner Seite am Ende brutal abgebrochen. In den Tagen der Examensvorbereitung erhält Diederich Besuch von Wolfgang Buck, der ebenfalls aus Netzig stammt, in Berlin Jura studiert, sich aber mehr für das Theater und die Schauspielerei interessiert. Nach bestandener »Doktorprüfung«, einem letzten »Frühschoppen, der bis gegen Abend dauerte« (95), und nach einer kaltblütigen Zurückweisung Studienabschluss in Berlin von Vater Göppel, der an Diederichs Pflichten gegenüber Agnes erinnert, lässt er sich von »Hoffriseur Haby« (100) der Mode der Zeit entsprechend zurechtstutzen. Über den nach Netzig zurückkehrenden Diederich Heßling heißt es: »Die Korporation, der Waffendienst und die Luft des Imperialismus hatten ihn erzogen und tauglich gemacht« (100).

2 . I NHALT

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3. Im Zug begegnet Diederich Guste Daimchen, die sich als Verlobte Wolfgang Bucks vorstellt und von der man in Netzig weiß, dass sie reich geerbt hat. Zu Hause spielt Diederich sofort die Rolle »als wirkliches Haupt der Familie« (105); in der Fabrik Familienoberversammelt er die gesamte Belegschaft, erhaupt und klärt den neuen »Kurs«: »Einer ist hier der Firmenchef Herr, und das bin ich« (106) und trifft erste Anordnungen, vor deren Konsequenzen der erfahrene Buchhalter Sötbier vergeblich warnt. Später macht Diederich seine Antrittsbesuche bei dem hoch angesehenen alten Herrn Buck, Mitglied im Magistrat und Vater von Wolfgang Buck, bei dem Bürgermeister Scheffelweis, der gerade mit Herrn »Assessor Jadassohn von der Staatsanwaltschaft« (122) konferiert, und bei Pastor Zillich. Als Jadassohn, der Pastor und Diederich in einer Gastwirtschaft nahe dem Regierungsgebäude des Bezirkskommandos einen »Dämmerschoppen« (137) nehmen, fällt ein Schuss: Der wachhabende Soldat hat einen Arbeiter, von dem er sich – so nimmt man Der Tod eines Arbeiters an – provoziert fühlte und der am Morgen aus Heßlings Fabrik entlassen worden war, erschossen. Der hinzugekommene Arzt Doktor Heuteufel, der nur den Tod des Arbeiters feststellen kann, missbilligt das vorschnelle Handeln des Soldaten, während Heßling darin »etwas direkt Großartiges, sozusagen Majestätisches« (144) sieht. Die Meinungen stoßen hart aufeinander. In der Auseinandersetzung provoziert Heßling den Fabrikbesitzer Lauer zu der Äußerung, dass auch das Fürstenhaus der Hohenzollern »verjudet« (147) sei. Diese Behauptung scheint den Tatbestand der Majestätsbeleidigung zu erfüllen. Jadas-

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2 . INH A LT

sohn wird Anklage erheben, Heßling soll als Zeuge auftreten. Stark alkoholisiert, beschließen die Depesche an Kaisertreuen, dem Kaiser eine Ergebenheitsden Kaiser depesche zu senden, und Diederich entwirft zusätzlich ein Telegramm, mit dem der Kaiser angeblich höchstpersönlich den Todesschützen belobigt. Beide Texte spielen sie dem Redakteur Nothgroschen zu, der dafür sorgt, dass sie in der »Netziger Zeitung« erscheinen. 4. Vorübergehend gerät Heßling dadurch in Schwierigkeiten, dass er eine in Auftrag gegebene Maschine nicht bezahlen kann. Auch die Stimmung in der Stadt und in der eigenen Familie ist ihm nicht günstig. Mit Sorge sieht er dem Prozess wegen der provozierten »Skandalaffäre« (177) entgegen, in dem Wolfgang Buck die Rolle der Verteidigung von Fabrikant Lauer übernehmen wird. Die Wendung zum Besseren tritt ein, als die in die Zeitung lancierten Artikel von Berlin aus bestätigt werden, der Vertreter der Maschinenfabrik, Herr Kienast, die schon gelieferte Maschine zu günstigen Bedingungen zurücknimmt und gleichzeitig Magda Heßling, der Schwester Diederichs, einen Heiratsantrag macht. Im Prozess stoßen dann Heßling und der redegewandte Wolfgang Buck aufeinander. Für kurze Zeit scheint die Sache unentschieden zu stehen; Der Prozess gegen Lauer dann wird das Urteil über Lauer gesprochen: »Sechs Monate Gefängnis« und Verlust »der vom Angeklagten bekleideten öffentlichen Ämter« (242). Damit ist der Fabrikant, ein Konkurrent Heßlings, erledigt. Die Zeitung berichtet: »Aus einem unter den größten persönlichen Opfern geführten Kampf sei