teil 2 - deutschelobby

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Exponentielles W achstum. Ist der Z ins verfassungswidrig ? „Geld wurde erfunden, um Tauschhandlungen zu tätigen. Und deshalb ist es an sich unerlaubt, ...
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„Geld wurde erfunden, um Tauschhandlungen zu tätigen. Und deshalb ist es an sich unerlaubt, für den Gebrauch des gelie­ henen Geldes eine Belohnung zu nehmen, die man Zins nennt. " Thomas von Aquin (1225-1274)

Unser Geldsystem basiert auf dem Prinzip von Zins und Zin­ seszins und nur die Wenigsten stellen sich die Frage, welche Auswirkungen dieses System auf sie persönlich hat. Wenn wir uns das exponentielle Zins-Wachstum ansehen, werden wir jedoch feststellen, dass es nicht ins Unermessliche anwachsen kann. Mehr noch, solch ein System muss nach einer gewissen Zeit in sich zusammenbrechen. Dazu ein Beispiel: Hätte Josef für Jesus bei dessen Geburt im Jahre Null 1 Cent zu 5 % Zinsen p.a. angelegt, dann hätte er nach 297 Jahren bereits eine Gesamtsumme von 10.000,00 Euro. Im Jahre 439 wären es schon 10 Millionen Euro. Nach 1466 Jahren könnte man die Anlagesumme nur noch mit einer Erdkugel aus Gold bemessen. Nach 1749 Jahren wären es bereits 1 Million Erdkugeln aus Gold und heute würden sich seine Erben über 200 Milliarden Erdkugeln aus Gold freuen können.15 Daran erkennen wir, dass jedes auf Zins aufgebaute System immer zwar eine gewisse Zeit lang funktionieren kann, aber auf Grund des Zinseszins-Effektes, es in der Spätphase dieses Systems zu einem exponentiellen Anstieg der Geldmenge kommt. Das gilt sowohl für Guthaben als auch für Schulden. Da die Entwicklung in Richtung Unendlichkeit tendiert, es aber keine unendlichen Schulden geben kann, ist ein Zusammen­ bruch des Systems unausweichlich. Dass ein auf Zins aufge­ bautes Geldsystem von Zeit zu Zeit in einem Crash, Krisen oder Kriegen mündet, belegen hinreichend die Geschichtsbü­ cher. Paul C. Martin hat im Anhang seines Buches „Sachwert schlägt Geldwert" eine eindrucksvolle Aufstellung unter dem Titel „3000 Jahre Geschichte - 3000 Jahre Revolution und Crash" aufgeführt16. Ein anderes Beispiel, um das exponentielle Wachstum besser zu verdeutlichen, ist folgendes: Gehen wir davon aus, der Bestand von Seerosen in einem See hätte sich, mit einer Seerose beginnend, jährlich verdoppelt.

Nach 30 Jahren ist der See zu einem Viertel mit Seerosen bedeckt. Wann bedecken die Seerosen wohl den ganzen See? Die Antwort lautet: Nach zwei Jahren, denn berliner Verdopp­ lung ist der See nach einem Jahr zur Hälfte und nach einem weiteren Jahr vollständig zugewachsen. 30 Jahre lang konnte man die Seerosen als Zierde des Sees betrachten, innerhalb von nur 2 Jahren gibt es aber keine freie Stelle mehr auf dem See. An diesem Beispiel kann man die ungeheure Brisanz, die in dem exponentiellen Wachstum liegt, erkennen. Leider wird dies in der Regel von den meisten Ökonomen nicht richtig eingeschätzt. Es bildet sich eine exponentielle Kurve, die nur am Anfang langsam und dann immer schneller steigt. Aus diesem Grunde sind Zinseszinsen als gefährlich anzusehen. Der Zeitraum für die Verdoppelung einer Schuld aufgrund von Zinseszins lässt sich (wenigstens annäherungsweise) sehr einfach berechnen: Man braucht nur die Zahl 72 durch den jeweils geltenden Zinssatz zu teilen und erhält die Zeitangabe. Bei 6 % Zinsen verdoppelt sich eine Schuld alle zwölf Jahre. Nach 24 Jahren hat sich die ursprüngliche Schuld bereits ver­ vierfacht. Der amerikanische Wirtschaftshistoriker John L. King beispielsweise nannte den Zins „die unsichtbare Zerstörungs­ maschine", der so genannten freien Marktwirtschaft.17 Das im wahrsten Sinne des Wortes der Zins eine schwere Last für den Staatshaushalt ist, lässt sich daran erkennen, dass die Zinsen, die Deutschland für seine Schulden zahlen muss, mitt­ lerweile der zweitgrößte Posten im Bundeshaushalt sind18. Gut für die Gläubigerbanken, aber schlecht für den Steuerzahler. Die von Politikern - meist vor den Wahlen - gegebenen Ver­ sprechungen des Schuldenabbaus, bzw. des in Aussicht ge­

stellten ausgeglichenen Haushalts, sind nichts weiter als Lip­ penbekenntnisse, die aufgrund des beschriebenen Zinseszinseffekts nicht realisierbar sind. Solange die Geld- und Wirt­ schaftsstruktur nicht grundlegend geändert wird, ist sie von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sie werden alle irgend­ wann von dem unbarmherzigen Wachstum des Zinses und der Kapitalien eingeholt und aufgefressen. Prof. Dr. Dieter Suhr, Professor für öffentliches Recht, Rechts­ philosophie und Rechtsinformatik, Richter am Bayerischen Verfassungsgerichtshof, befasste sich mit der Frage, ob der Zins verfassungswidrig ist. Er legte Vorschläge vor, die massiv vom Mainstream abwichen, indem er an die Geld- und Wirt­ schaftstheorien von Pierre-Joseph Proudhon, Silvio Gesell und John Maynard Keynes anknüpfte.19 Prof. Suhr ging der Frage nach, ob durch die Tatsache, dass durch den Zins das Eigentum vom Schuldner auf den Kapital­ geber (Bank) übertragen wird, die Eigentumsgarantie des Grundgesetzes verletzt wird. Unsere Verfassung jedoch schützt dasjenige Eigentum ganz besonders, das aus persönli­ cher Arbeit und Leistung stammt. Daher ist die herrschende Auslegung des § 950 BGB nicht mehr ohne weiteres verfas­ sungskonform.20 Sie kehrt die Schutzprioritäten geradezu um, da sie dem aus Zins entstandenen Eigentum mehr Schutz einräumt als dem Erarbeiteten. Prof. Dr. Margrit Kennedy fasste die revolutionären Ausfüh­ rungen Prof. Suhrs wie folgt zusammen: „Wenn eine Verfassung gleichen Zugang der Individuen zu allen Dienstleistungen der Regierung garantiert - und das Geldsystem kann als solche aufgefaßt werden - dann ist es illegal, wenn in diesem System 10% der Bevölkerung aus die­ ser Dienstleistung ständig mehr erhalten als sie bezahlen und das auf Kosten von 80% der Bevölkerung, die entsprechend weniger erhalten als sie dafür bezahlen."21

Da aber die Hochfinanz kein Interesse an einer Veränderung der bisherigen Geld- und Wirtschaftsstruktur hat, deren Nutz­ nießer sie ist, sind die Thesen von Prof. Suhr ein schwerer Angriff auf das Fundament für ihren Profit. Prof. Dieter Suhr konnte leider seine Thesen nicht weiter ver­ folgen, da er am 28. August 1990 im Alter von 51 Jahren auf einer Wander- und Besichtigungsreise auf Kreta bei einem merkwürdigen Unfall ums Leben kam. Interessant dabei ist, dass zwischen 1989 und 1991 wichtige Köpfe der Wirtschaft z.B. Herrhausen, Rohwedder etc. ebenfalls „ums Leben ka­ men". Eins verbindet sie miteinander, dass sie, nach dem his­ torischen Fall der Berliner Mauer und lange vor der Euroein­ führung, Alternativkonzepte zum bisherigen Geld- und Wirt­ schaftssystem aufstellten. Damit wurden sie zu einer Gefahr für die Nutznießer des bisherigen Konzepts und den Kräften, denen nicht an einer starken D-Mark gelegen war.

Bo n n s V er r at an d er D -M a r k

„Es gab nur wenige Denunzianten, aber ihre Zahl genügte, unbeschreibliches Unglück über die Menschen zu bringen. Fritz Wöss (1920 - 2004)

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